In
den Evangelien (Matth. 25) wird das „Königreich“
und das „ewige Feuer“ erwähnt. In dieser
Perikope, die in der Liturgie des Sonntag von
Apokreos gelesen wird, ist das „Königreich“ die
göttliche Bestimmung des Menschen. Das "Feuer"
ist "bereitet" für den Teufel und seine Engel (Dämonen),
nicht weil Gott es so wollte, sondern weil sie
nicht bereuen. Das "Königreich" ist denen "bereitet",
die dem Willen Gottes treu sind. "Königreich" (=
ungeschaffene Herrlichkeit) ist das Paradies,
das (ewige) "Feuer" ist die Hölle („ewige
Strafe“ V.46). Am Anfang der Geschichte
lädt Gott den Menschen zu sich ins Paradies, in
die Gemeinschaft mit Seiner ungeschaffenen Gnade.
Am Ende der Geschichte steht der Mensch Himmel
und Hölle gegenüber. Was das bedeutet, werden
wir im Folgenden sehen. Wir betonen, dass es ein
besonders zentrales Thema unseres Glaubens ist,
der Prüfstein des Christentums als Orthodoxie.
1.
Himmel und Hölle werden im Neuen Testament
häufig erwähnt. In Lk.23, 43 sagt Jesus zu dem
Räuber "heute wirst du mit mir im Paradies
sein“. Auf das Paradies aber bezieht sich
auch der Räuber, als er sagt: "Herr, gedenke
meiner [...] in deinem Reich." (Lk.
23,42) Nach Theophylaktos von Bulgarien (PG 23,
1106): ”Für den Räuber bedeutete das
Paradies nämlich das Königreich.“ Apostel
Paulus (2.Kor. 12, 3-4) bekennt, dass er schon
in dieser Welt "ins Paradies entrückt wurde
und unaussprechliche Worte hörte, die kein
Mensch auszusprechen vermag.“ In der
Offenbarung lesen wir: "Wer siegt, dem werde
ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im
Paradies meines Gottes steht.“(2,7) Und
Arethas von Caesarea erklärt: "Paradies
meint das gesegnete und ewige Leben." (PG
106,529). Paradies - Ewiges Leben - Reich Gottes
sind identisch.
In
Bezug auf die Hölle: Matth. 25,46 (hingehen "…in
ewige Pein") 25,41 („in das ewige Feuer“),
25,30 („in die Finsternis draußen“),
5,22 ("Höllenfeuer").
Joh.
4,18 („…denn die Furcht rechnet mit Strafe“).
Auf solch unterschiedliche Weise wird
ausgedrückt, was wir mit „Hölle“ meinen.
2.
Himmel und Hölle sind nicht zwei verschiedene
Orte. Diese Auffassung ist heidnisch. Es handelt
sich um zwei verschiedene Zustände (Weisen), die
aus
derselben ungeschaffenen Quelle
entspringen und als zwei unterschiedliche
Erfahrungen erlebt werden. Besser gesagt, es ist
dieselbe Erfahrung, die vom Menschen
unterschiedlich erlebt wird, entsprechend seinen
inneren Voraussetzungen. Dieses Erlebnis ist der
Anblick Christi im ungeschaffenen Licht Seiner
Gottheit, in Seiner "Herrlichkeit". Vom Moment
seiner Zweiten Ankunft bis in alle unendliche
Ewigkeit werden alle Menschen Christus in Seinem
ungeschaffenen Licht sehen. Und dann werden "die
das Gute getan haben, (...) zum Leben
auferstehen, die das Böse getan haben, zum
Gericht." (Joh.5.29). Vor dem Angesicht
Christi werden die Menschen geteilt ("Schafe"
und "Böcke", zu Seiner Rechten und zu Seiner
Linken). Es werden also zwei Gruppen
unterschieden: diejenigen, die Christus sehen
werden, wie das Paradies ("überströmendes
Licht") und diejenigen, die ihn sehen, wie
die Hölle ("verzehrendes Feuer"
Hebr.12, 29).
Himmel und Hölle sind dieselbe Realität. Dies
wird auf den Ikonen von der Zweiten Ankunft
dargestellt. Von Christus geht ein Fluss aus,
strahlend wie ein goldenes Licht im oberen Teil,
wo sich die Heiligen befinden, und ein Strom von
Feuer im unteren Teil, wo sich die Dämonen und
die Unbekehrten („die niemals Reue gezeigt
haben“, wie es ein Troparion sagt)
befinden. Deshalb steht in Lukas 2,34
geschrieben, dass Christus "dazu bestimmt
ist, dass viele durch ihn zu Fall kommen und
viele aufgerichtet werden.“ Für diejenigen,
die Ihn annehmen und der von Ihm angebotenen
Heilung des Herzens folgen, wird er die
Auferstehung zum ewigen Leben, und für alle, die
ihn ablehnen, wird er zum Sturz und zur Hölle.
Patristische Zeugnisse: Der Hl. Johannes vom
Sinai (Klimakos) sagt, dass das ungeschaffene
Licht Christi "verzehrendes Feuer und
strahlendes Licht ist". Der Hl. Gregor
Palamas (E.Π.E. 11, 498) bemerkt: "Er wird
euch, wie er sagt, im Heiligen Geist
und im Feuer taufen, das bedeutet, durch
Erleuchtung und Qual. Denn jeder wird das
empfangen, was er gemäß seinen Voraussetzungen
verdient." Und an anderer Stelle
(Schriften, Hrsg. Christou, II. S.145): Das
Licht Christi, "obgleich es für alle
zugänglich ist, so nehmen doch nicht alle in der
gleichen Weise daran teil, sondern
unterschiedlich…“
So sind Himmel und Hölle nicht einfach
Belohnung und Bestrafung (Verurteilung), sondern
die Art und Weise wie ein jeder von uns den
Anblick Christi erlebt, entsprechend dem Zustand
seines Herzens. Gott bestraft schließlich nicht,
wenn auch aus pädagogischen Gründen und in der
Heiligen Schrift von Strafe die Rede ist. Je
geistlicher jemand wird, desto besser versteht
er die Sprache der Heiligen Schrift und unserer
Überlieferung. Die Zustand des Menschen
(rein-unrein, mit Reue-ohne Reue) gibt den
Ausschlag, wie wir Sein Licht aufnehmen, als
Himmel oder Hölle.
3.
Das anthropologische Problem in der Orthodoxie
ist, wie der Mensch in Ewigkeit Christus als
Paradies schauen wird, und nicht als Hölle, d.h.
wie er an Seinem himmlischen und ewigen
„Königreich“ teilhaben wird. Und hier liegt der
Unterschied des Christentums als Orthodoxie zu
den verschiedenen Konfessionen. Letztere
versprechen auch eine "Glückseligkeit" nach dem
Tod. Orthodoxie ist nicht die Suche nach
Glückseligkeit, sondern die Therapie von der
Krankheit der Religion, wie Vater Johannes
Romanidis unausgesetzt anhand der Väter predigt.
Die Orthodoxie ist ein offenes Krankenhaus
innerhalb der Geschichte ("eine geistliche
Arztpraxis" nach J. Chrysostomus), welche die
Behandlung des Herzens anbietet ("Reinigung"),
um zu seiner „Erleuchtung“ durch den Heiligen
Geist fortzuschreiten, und schließlich die
"Theosis", die einzige Bestimmung des Menschen,
zu erreichen. Das ist der Weg, den Vater
Johannes Romanidis und der Ehrwürdige Metropolit
von Nafpaktos, Hierotheos (Vlachos) vollständig
beschrieben haben; es ist die Heilung des
Menschen, wie ihn alle unsere Heiligen leben.
Das
bedeutet es, im Leib Christi (in der Kirche) zu
leben. Das ist der Grund für die Existenz der
Kirche. Das ist das Ziel des gesamten
Erlösungswerk Christi. Der Hl. Gregor Palamas
sagt (4. Predigt über die Parousie), dass es von
Ewigkeit her der Wille Gottes für den Menschen
ist, dass „er einen Platz findet in der
Herrlichkeit des Göttlichen Königreichs“,
dass er die Vergöttlichung (Theosis) erreicht.
Das ist der Sinn der Schöpfung. Und er fährt
fort: "Aber auch die göttliche und geheime
Kenosis, der gottmenschliche Zustand, das
erlösende Leiden, alle Mysterien (d.h. das ganze
irdische Wirken Christi) waren aus göttlicher
Vorsehung und Allwissenheit Vorbereitung für
dieses Ende (zu diesen Zweck)."
4.
Wichtig ist jedoch, dass nicht alle Menschen
diesem Ruf Christi folgen und deshalb nicht alle
in der gleichen Weise an Seiner ungeschaffenen
Herrlichkeit teilhaben. Darüber belehrt uns
Christus im Gleichnis vom reichen Mann und vom
armen Lazarus (Lukas, Kap.16). Der Mensch
verweigert das Angebot Christi, wird zum Feind
Gottes und lehnt das Angebot ab, durch Christus
erlöst zu werden. (Dies ist die Lästerung gegen
den Heiligen Geist, denn im Heiligen Geist
akzeptieren wir den Ruf Christi). Diese sind
diejenigen, die niemals bereut haben, die in
der Hymne erwähnt werden. Gott "wird niemals zum
Feind", bemerkt Johannes Chrysostomus, wir
werden Seine Feinde (feindlich gesinnt), wir
weisen Ihn ab. Der Mensch ohne Reue wird
dämonisiert, weil er sich dafür entscheidet.
Gott will das nicht. Der Hl. Gregor Palamas sagt:
„…denn das war nicht MEIN ursprünglicher
Wille; ich habe euch nicht dafür erschaffen; ich
habe das Feuer nicht für euch bereitet; sondern
für die Dämonen, die einen unveränderlichen Hang
zum Bösen haben, wird dieses unauslöschliche
Feuer entzündet, denen euer eigener unbekehrter
Sinn anhängt“. „Die Symbiose mit den bösen
Engeln ist freiwillig (= willentlich).“ (op.
cit.) Mit anderen Worten, es ist eine freie Wahl
des Menschen.
Beide, der reiche Mann und Lazarus sehen
dieselbe Wirklichkeit, Gott in seinem
ungeschaffenen Licht. Der Reiche erreicht die
Wahrheit, den Anblick Christi, aber er kann
nicht wie Lazarus daran teilhaben. Lazarus
„lässt sich bitten" (wird getröstet), jener
aber "leidet" (wird gequält). Die Worte Christi,
dass sie "Mose und die Propheten haben",
gerichtet an jene, die noch in dieser Welt sind,
bedeuten, dass wir alle unentschuldbar sind.
Denn es gibt die Heiligen, die die Erfahrung der
Theosis haben und die uns einladen, uns der Art
und Weise ihres eigenen Lebens anzuschließen,
damit wir, wie sie, die Theosis erlangen. Also
sind die Verdammten, wie der Reiche,
unentschuldbar.
Die
Haltung gegenüber seinem Mitmenschen zeigt das
Innere des Menschen, und deshalb ist dies das
Kriterium des Jüngsten Gerichts bei der
Wiederkunft (Matthäus Kap. 25). Das bedeutet
nicht, dass der Glaube an Christus und die Treue
des Menschen übersehen werden. Dies wird
vorausgesetzt, weil die Haltung dem anderen
gegenüber zeigt, ob wir Gott in uns haben oder
nicht. Die ersten Sonntage im Triodion (die der
Vorfastenzeit) kreisen um unsere Haltung
gegenüber unserem Mitmenschen. Am ersten Sonntag
rechtfertigt sich der (scheinbar fromme)
Pharisäer (er spricht sich heilig) und lehnt den
Zöllner ab (erniedrigt ihn) Am zweiten Sonntag
bedauert der "ältere" Bruder (eine Wiederholung
des fromm erscheinenden Pharisäers) die Rückkehr
(Rettung) seines Bruders. Auch er, der scheinbar
fromme, hatte eine falsche Frömmigkeit, die
keine Liebe hervorbrachte. Am dritten Sonntag
wird dieser Zustand zum Kriterium für unser
ewiges Leben.
5.
Die Erfahrung von Himmel oder Hölle ist jenseits
der Worte und der Sinne. Es ist eine
ungeschaffene Realität und nicht eine
geschaffene. Die Lateiner schufen den Mythos,
dass Himmel und Hölle geschaffene Realitäten
sind. Es ist ein Mythos, dass die Verdammten
Gott aufgrund seiner Abwesenheit nicht schauen
werden. Die Lateiner nahmen auch das Feuer der
Hölle als etwas Geschaffenes (z.B. Dante). Die
orthodoxe Tradition ist der Heiligen Schrift
treu geblieben, dass auch die Verdammten Gott
schauen werden (wie der reiche Mann im Gleichnis),
allerdings als ein "verzehrendes Feuer." Die
lateinischen Scholastiker verstanden die Hölle
als Strafe und Entzug der Schau des Göttlichen
Wesens. Aus biblischer und patristischer Sicht
aber ist die Hölle das Versagen des Menschen und
seine Weigerung, mit der göttlichen Gnade
zusammenzuarbeiten, um zur "erleuchtenden" Schau
Gottes (Paradies) und zur bedingungslosen Liebe
zu gelangen (vgl. 1 Kor 13,8: "sie (die
Liebe) sucht nicht das Ihre“) Es
gibt daher keine Abwesenheit Gottes, nur Seine
Gegenwart. Deshalb ist seine Wiederkunft
schrecklich. ("Oh, was für eine Stunde wird es
sein,..." singen wir in den Ainous, den Hymnen
des Morgengebetes). Es ist eine unwiderlegbare
Tatsache, auf die sich die Orthodoxie allezeit
ausrichtet („Ich erwarte die
Auferstehung der Toten…“). Die
Verdammten, diejenigen, die ein verstocktes Herz
haben, wie die Pharisäer (Mk. 3,5 "in der
Verhärtung ihres Herzens") schauen in
Ewigkeit das Feuer als Rettung! Denn ihr
Zustand ist für eine andere Form des Heils nicht
empfänglich. Auch sie sind "vollendet", sie
erreichen das "Ende" ihres Weges, aber nur die
Gerechten vollenden den Weg als Erlöste. Jene
vollenden ihn als Verdammte. Für jene ist die
Hölle die Rettung, weil sie während ihres Lebens
nur die Freuden gesucht haben. Der Reiche im
Gleichnis labte sich an seinen Gütern. Lazarus
erlitt unerschütterlich "das Übel". Das ist es,
was der Apostel Paulus zum Ausdruck bringt (1.
Kor. 3,13-15): "Das Werk eines jeden wird
offenbar werden; jener Tag wird es sichtbar
machen, weil es im Feuer offenbart wird. Das
Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden
taugt. Hält das stand, was er aufgebaut hat, so
empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muss er
den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet
werden, doch so wie durch Feuer hindurch."
Beide, Gerechte wie Unbekehrte gehen durch das
ungeschaffene „Feuer“ der Göttlichen Gegenwart,
die einen gehen jedoch unversehrt hindurch,
während die anderen verbrannt werden. Sie werden
ebenfalls „gerettet“, aber nur so, wie jemand,
der durch Feuer hindurchging. Efthymios
Zigavinos (12. Jh.) stellt fest: "Gott als
Feuer, das die Reinen erleuchtet und erhellt,
die Unreinen jedoch verbrennt und verdunkelt".
Und Theodoret von Cyrus schreibt über das „gerettet
werden“: "Man wird durch das Feuer
gerettet und geprüft“, so nämlich, wie wenn
jemand durch das Feuer hindurchgeht. Wenn er
einen guten Schutz hat, verbrennt er nicht,
andernfalls wird er zwar „gerettet“, allerdings
versengt!
Das
Feuer der Hölle, hat also nichts mit dem
lateinischen "Purgarotium“ (Fegefeuer) zu tun,
noch ist es geschaffen, noch ist es eine
Bestrafung, noch ein vorübergehender Zustand.
Ein solcher Ansatz verlagert die eigene
Verantwortung auf Gott. Aber die Verantwortung
liegt einzig und allein bei uns, ob wir Gottes
Angebot des Heils (der Heilung) annehmen oder
ablehnen. Der "geistliche Tod" ist die Schau des
ungeschaffenen Lichts, der Göttlichen
Herrlichkeit, als Feuer und Flamme. Der Heilige
Johannes Chrysostomus bemerkt in seiner 9.
Auslegung des ersten Korintherbriefes: „Die
Hölle ist ewig… die Sünder werden bestraft im
ewigen Verderben. Und das «Verbrannt werden»,
bedeutet, dass man der Kraft des Feuers nicht
standhält." Und er fährt fort: "Und er,
Paulus, sagt, es bedeutet: „er wird nicht, so
wie seine Werke, völlig zum Nichts (zum „Nichtmehrsein“)
verbrannt, sondern er existiert weiter im Feuer.
Er betrachtet das als „Rettung“ (nämlich, dass
er nicht völlig ausgelöscht wird, sondern weiter
existiert) Bei uns ist es auch Brauch zu sagen:
„es hat das Feuer überlebt“, wenn wir uns auf
nicht völlig verbrannte Materialien
beziehen.
Die scholastischen Vorstellungen bzw.
Interpretationen, die, durch Dantes Werk (Inferno),
auch in unsere Welt eingegangen sind, haben
Auswirkungen, die bis zu heidnischen Versionen
reichen. Ein Beispiel ist die Trennung von
Himmel und Hölle, als zwei unterschiedliche Orte.
Das geschieht, weil nicht zwischen dem
Geschaffenen und dem Ungeschaffenen
unterschieden wird. Ein weiteres Beispiel ist
die Leugnung der Ewigkeit der Hölle im Sinne der
"Wiederherstellung" der Dinge oder der Idee vom
"guten Gott" (Bon Dieu). Gott ist in der Tat "gut"
(Mt. 8,17), da er allen das Heil anbietet. "Er
will, dass alle Menschen gerettet werden ..."
(1. Tim. 2,4). Aber das Wort Christi, das wir
bei Begräbnissen hören, ist gewaltig: "Von
mir selbst aus kann ich nichts tun; ich richte,
wie ich es (vom Vater) höre, und mein Gericht
ist gerecht“. (Joh. 5,30) Eine Erfindung
ist auch der Begriff der „Theodizee“, der in
diesem Fall angewandt wird. Alles bezieht sich
letztlich auf Gott (er wird retten oder
verdammen), ohne die „Mitarbeit“ des Menschen
als Faktor für das Heil zu berücksichtigen. Die
Erlösung ist nur im Rahmen der Teilnahme und
Mitarbeit des Menschen mit der göttlichen Gnade
möglich. Johannes Chrysostomos schreibt: "Das
Meiste, ja fast alles, ist Gottes; er überließ
uns jedoch eine Kleinigkeit." Diese "Kleinigkeit"
besteht darin, die Einladung Gottes anzunehmen.
Der Dieb wurde gerettet, indem er das "HERR
gedenke meiner!“ als Schlüssel benutzte.
Heidnisch ist auch die Vorstellung von Gott, der
zornig auf den Sünder ist, während Gott,
wie wir sahen, "niemals zum Feind wird".
Dies ist ein juristisches Verständnis von Gott,
das auch dazu führt, dass die „Buße“ bei der
Beichte als Strafe und nicht als Arznei (Heilmittel)
verstanden wird.
6.
Das Geheimnis von Himmel und Hölle wird auch im
Leben der Kirche in der Welt erfahren. Bei den
Sakramenten wird die Teilnahme des Gläubigen an
der Gnade verwirklicht, damit die Gnade in
unserem Leben auf unserem Weg in Christus
wirksam wird. Vor allem in der Göttlichen
Eucharistie wird das Ungeschaffene, die Heilige
Kommunion, in uns entweder Paradies oder Hölle,
je nach unserem Zustand. Deshalb ist die
Teilnahme an der Heiligen Kommunion mit dem
ganzen geistlichen Weg des Gläubigen verbunden.
Wenn wir unrein und ohne Reue hinzutreten, dann
werden wir verdammt (verbrannt). Die Heilige
Kommunion wird in uns zur „Hölle“ und zum „geistlichen
Tod“. Jedoch natürlich nicht, weil sie sich in
so etwas verwandeln würde, sondern weil unsere
Unreinheit sie nicht als „Paradies“ akzeptieren
kann. Da die Heilige Kommunion die "Medizin
der Unsterblichkeit" genannt wird (Hl.
Ignatius der Gottesträger, 2. Jh.) verhält es
sich mit ihr genau wie mit einem Medikament.
Wenn unser Körper nicht die Voraussetzungen hat,
um es zu akzeptieren, dann hat das Medikament
Nebenwirkungen und, anstatt zu heilen, tötet es.
Nicht das Medikament ist dafür verantwortlich,
sondern der Zustand unseres Organismus. Es muss
betont werden, dass, wenn wir das Christentum
nicht als einen therapeutischen Prozess
akzeptieren und die Sakramente als geistliche
Medizin, wir dahin geführt werden, aus dem
Christentum eine Religion zu machen, d.h. wir
machen es zu einem Götzenkult. Und das geschieht
leider sehr häufig, wenn wir das Christentum als
"Religion" verstehen.
Das
gegenwärtige Leben wird unter dem Licht des Zwillingspaares
Paradies/ Hölle bewertet. "Suchet zuerst
das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit"
empfiehlt uns Christus (Mt. 6,33). Und Basilios
der Große sagt zu den jungen Leuten: "Alles
was wir tun, ist die Vorbereitung auf ein
anderen Lebens“. (Kap. 3) Unser Leben muss
eine andauernde Vorbereitung auf die Teilhabe am
„Paradies“ sein, d.h. auf unsere Gemeinschaft
mit dem Ungeschaffenen (Joh. 17,3). Und das
beginnt schon in diesem Leben. Deshalb sagt der
Apostel Paulus: „Jetzt ist sie da, die Zeit
der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung.“
(2 Kor 6,2). Jeder Moment unseres Lebens ist von
soteriologischer Bedeutung. Entweder gewinnen
wir die Ewigkeit, die ewige Gemeinschaft mit
Gott, oder wir verlieren sie. Deshalb tun die
östlichen Religionen und Kulte, die die
Reinkarnationen predigen, dem Menschen unrecht.
Denn sie verlagern das Problem auf ein anderes (natürlich
nicht-existierendes) Leben. EIN Leben hingegen
gibt es, in dem wir gerettet werden oder
verloren gehen. Deshalb fährt Basilius der Große
fort, "die Dinge jedoch, die uns diesem
Leben näherbringen, sollten wir lieben und ihnen
aus ganzer Kraft folgen; und diejenigen, die uns
nicht dorthin führen, sollten wir als etwas
Wertloses missachten.“ Das ist das
Kriterium des christlichen Lebens. Der Christ
wählt immer das, was zu seinem Heil beiträgt. In
diesem Leben gewinnen wir den Himmel oder wir
verlieren ihn und landen in der Hölle. Deshalb
sagt der Evangelist Johannes: " Wer an ihn
glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt,
ist schon gerichtet, weil er an den Namen des
einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat."
(3.18)
Die
Aufgabe der Kirche ist es daher nicht, den
Menschen ins Paradies oder die Hölle zu „schicken“,
sondern ihn auf das letzte Gericht vorzubereiten.
Die Arbeit des Klerus ist therapeutisch und
nicht moralisierend oder sittenbildend im
weltlichen Sinn des Wortes. Die Essenz des
Lebens in Christus wird in den Klöstern bewahrt,
natürlich nur, wenn sie orthodox, d.h.
patristisch sind. Der Zweck, der von der Kirche
angebotenen Therapie ist es nicht, „nützliche“
Bürger und das dem Wesen nach „Nützliche“ zu
schaffen, sondern Bürger des himmlischen (ungeschaffenen)
Königreichs. Dies sind die Bekenner und die
Märtyrer, die wahren Gläubigen, die Heiligen.
Daran wird aber auch unsere Mission gemessen:
Wohin rufen wir die Menschen? In die Kirche als
Hospital / Sanatorium oder zu einer Ideologie,
die sich christlich nennt? Anstatt nach Heilung,
suchen wir im Allgemeinen danach, uns einen
Platz im "Paradies" zu sichern. Deshalb
beschäftigen wir uns mit Festen und nicht mit
Therapie. Das bedeutet natürlich nicht eine
Ablehnung der Gottesverehrung. Aber ohne Askese
(asketisches Leben, heilende Übung) kann die Gottesverehrung
uns nicht heiligen. Die daraus resultierende
Gnade bleibt unwirksam in uns. Die Orthodoxie
verspricht niemandem, ihn in irgendein Paradies
oder in irgendeine Hölle zu schicken, aber sie
hat die Kraft, wie es die unversehrten und
wunderwirkenden Reliquien ihrer Heiligen
beweisen (Unversehrtheit=Vergöttlichung), den
Menschen vorzubereiten, auf ewig die
ungeschaffene Gnade und das Königreich Christi
als Paradies zu schauen und nicht als Hölle.