Furcht vor der Wahrheit
Gewisse Religionsführer wissen, dass ihre Opfer das
Joch der Sklaverei, welches sie ihnen auferlegt
haben, abschütteln würden, wenn sie die Wahrheit
erfahren. Und sie versuchen deswegen, die Wahrheit
auf jede Art und Weise zu unterdrücken.
Hauptsächlich aber versuchen sie, ihre Opfer von den
ehemaligen Anhängern zu isolieren, die die
Täuschung erkannt haben, und somit den Betrug auch
den anderen aufzeigen könnten.
Die Rede ist von der religiösen Organisation der
Wachturm- Gesellschaft. Obwohl ihre Führung weiß,
dass sie sich auf falsche Lehren stützt, verbreitet
sie diese weiterhin. Sie schüchtert sogar diejenigen
ihrer Anhänger ein und schließt sie aus der
Gemeinschaft aus, die es wagen diese
erwiesenermaßen falschen Lehren anzuzweifeln.
Denn weil die Menschen „außerhalb der Organisation“
in der Regel ihre Schwachstellen nicht kennen,
richtet sich ihre Furcht gegen diejenigen, die ihre
Organisation verlassen, weil diese ihre Täuschungen
kennen und in der Lage sind, sie bloßzustellen,
indem sie auch den anderen Beweise für die Täuschung
vorlegen.
Um dieser Aufdeckung zu entgehen, hat die Wachtturm-
Gesellschaft eine weitere Missdeutung der Heiligen
Schrift erfunden. Damit bezweckt sie ihre
Anhänger davon abzuhalten mit „Abtrünnigen“
zu sprechen. So werden diejenigen bezeichnet,
die ihre Organisation freiwillig verlassen haben.
In dieser Betrachtung werden wir darstellen, wie die
Wachtturm-Organisation ihre Anhänger täuscht, damit
sie nicht mit „Ausgeschlossenen“ sprechen, also mit
denjenigen, die nicht mehr ihr Mitglied sind. Dazu
werden wir aufzeigen, wie sie die Bedeutung von 2.
Johannes 10, 11 verdreht.
Hierbei handelt es sich um die wichtigste
Bibelstelle, die sie verwenden, um ihre Anhänger
dazu zu bringen, nicht mehr mit denen zu sprechen,
die ihrer Organisation „abtrünnig“ werden. Wenn also
einer ihrer Anhänger ihre Täuschung in diesem Punkt
durchschaut, kann er von denen, die die Organisation
verlassen haben, mehr Informationen einholen, um
auch die anderen Täuschungen zu überprüfen, ohne
Angst zu haben, dass er „sündigt“.
Die acht Fehldeutungen der
Heiligen Schrift
Der Vers 2. Johannes 10,11, den die WTG verdreht,
sagt folgendes aus:
Wenn jemand zu euch kommt und nicht diese Lehre
mitbringt, dann nehmt ihn nicht in euer Haus auf,
sondern verweigert ihm den Gruß. Denn wer ihm den
Gruß bietet, macht sich mitschuldig an seinen bösen
Taten.
„Seht ihr?“ ( so die WTG zu ihren Anhängern). Die
Heilige Schrift sagt, dass ihr, wenn ihr einen
Ausgeschlossenen seht, der nicht die Lehre der
Organisation teilt, ihn nicht einmal grüßen dürft.
Wie viel weniger dürft ihr ihm zuhören, wenn er euch
seine abtrünnigen Ansichten erläutert! Und wenn
jemand trotzdem mit ihm spricht,
macht er sich
mitschuldig an seinen bösen Taten, und wir
müssen auch ihn ausschließen.“
Ein aufmerksamer Leser aber erkennt, dass dieser
Vers nichts aussagt, was der WTG helfen könnte,
damit die Wahrheit nicht bekannt wird. Wenn wir
diesen Vers genauer betrachten, werden wir die
Täuschung erkennen.
1. Nirgendwo wird hier von einem Ausgeschlossenen
gesprochen. Der Vers spricht von „jemandem“,
der „diese Lehre nicht mitbringt“. Es ist
reine Willkür diese Aussage nur auf diejenigen zu
beschränken, die von der WTG ausgeschlossen wurden.
Wenn die WTG es genau nehmen wollte, müsste sie
ihren Mitgliedern verbieten, mit jemanden zu
sprechen, der etwas anderes als sie glaubt. So
etwas nützt ihr aber nicht, denn dann könnte sie
ihre Anhänger nicht zur Bekehrung Andersgläubiger
schicken.
2. Nirgendwo wird hier von der „Lehre der WTG“
gesprochen. Es geht um die „Lehre Christi“,
gemäß dem vorigen Vers 9. Und weil die Lehre Christi
immer die Wahrheit ist, und die Wahrheit sich nie
wandelt, können hier nicht die Lehren der WTG
gemeint sein, die sich ja ständig ändern.
Außerdem behauptet jede Religion, die Wahrheit zu
haben. Mit der gleichen Logik wie die WTG, dürften
die Anhänger keiner (christlichen) Religion mit
Andersgläubigen an ihrer Tür sprechen. Somit auch
nicht mit WTG- Anhängern, die ja auch andere
Ansichten vertreten.
3. Es wird über jemanden gesprochen, der „zu
euch kommt“
und nicht über jemanden, den wir zufällig auf
unserem Weg treffen. Somit hat die WTG keinen Grund
willkürlich zu behaupten, dass ihre Anhänger auf
keinen Fall mit Ausgeschlossenen sprechen dürfen.
Dieser Mensch müsste selbst den Gläubigen aufsuchen
mit einer anderen als der Lehre Christi.
4. Niemand kann die Lehre eines anderen kennen, wenn
er vorher nicht etwas von ihm gehört hat! Und das
sieht man im Vers 7 kurz vor dem betreffenden Vers:
„Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen;
sie bekennen nicht, dass Jesus Christus im Fleisch
gekommen ist. Das ist der Verführer und der
Antichrist.“ Das ist also die Irrlehre, die wir
meiden sollen. Es wird also nicht über die Träger
irgendeiner Irrlehre gesprochen, sondern über
diejenigen, die nicht bekennen, „dass Jesus
Christus im Fleisch gekommen ist“. Diese
Erklärung müsste jeder Christ von demjenigen
verlangen, der zu ihm kommt, und auf dieser Basis
würde er entscheiden, ob er ihn empfängt und begrüßt.
Die Verallgemeinerung der WTG auf jeden, der nicht
an ihre Lehren glaubt, ist willkürlich.
5. Es wird nicht gesagt, dass wir nicht mit ihm
sprechen dürfen!
Es wird gesagt, dass wir ihn nicht bei uns aufnehmen
und ihm einen bestimmten Gruß verweigern sollen.
6. Hier geht es nicht um eine beliebige Begrüßung,
sondern um einen bestimmten Gruß ( χαίρειν = sich
freuen). Wörtlich: Man soll ihm nicht sagen, dass er
sich freuen soll. (Übersetzung Neues Leben: Wenn
jemand zu euch kommt und nicht die Wahrheit über
Christus lehrt, dann ladet ihn nicht in euer Haus
ein und ermutigt ihn auch sonst in keiner Weise.)
Die WTG behauptet, dass dieser Gruß kühl und
förmlich ist im Gegensatz zu ασπάζεσθαι bzw.
ασπασμός, der eine „herzlichere“ Bedeutung hat. Das
stimmt aber so nicht, in Luk. 1, 28, 29 z. B. werden
beide Begriffe für ein und dieselbe Begrüßung
verwendet.
7. Es geht nicht um Hurer, Diebe, Mörder, usw.
sondern nur um diejenigen, die nicht die Lehre C
haben. Also handelt die WTG auch hier willkürlich,
wenn sie ihren Gläubigen verbietet, mit Personen zu
sprechen, die sie aus allen erdenklichen Gründen
verlassen haben.
8. DAS WICHTIGSTE: Dieser Vers spricht nicht
über jeden, der
nicht die Lehre Christi hat, sondern über
eine ganz bestimmte Gruppe, die Gruppe der falschen
Propheten.
Die Gruppe der Propheten und die falschen Propheten
Um dies etwas genauer zu betrachten, beginnen wir
mit Vers 7: „Viele Verführer sind in die Welt
hinausgegangen; sie bekennen nicht, dass Jesus
Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der
Verführer und der Antichrist.“
Das gleiche schreibt der Apostel Johannes, in etwas
anderer Form, in seinem ersten Brief:
1. Johannes 4, 1-3: „Liebe Brüder, traut nicht
jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus
Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die
Welt hinausgezogen. Daran erkennt ihr den Geist
Gottes: Jeder Geist, der bekennt, Jesus Christus sei
im Fleisch gekommen, ist aus Gott. Und jeder Geist,
der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist
der Geist des Antichrists, über den ihr gehört habt,
dass er kommt. Jetzt ist er schon in der Welt.“
An dieser sowie auch der vorigen Stelle spricht der
Apostel Johannes über das gleiche Thema der
„falschen Propheten“. Diese Personen bezeichnet
er als „Verführer“, „Antichristen“ und „falsche
Propheten“. Wer sind aber die Propheten und wer
die falschen Propheten? Für den Apostel ist das
Kriterium, das den wahren von dem falschen Propheten
unterscheidet, ob derjenige „bekennt, Jesus
Christus sei im Fleisch gekommen.“
Zu der Zeit der Apostel gab es die Gruppe der
„Propheten“. Das waren charismatische Diener der
Kirche, von den Aposteln ordiniert, nach direkter
Erwählung durch den Heiligen Geist. Das waren
die Nachfolger der Apostel, die ausgestattet mit
Vollmachten die Gemeinden bereisten. Sie konnten
ordinieren, die Eucharistie feiern und die Gebote
der Apostel überbringen. Wenn sie zu einer Gemeinde
kamen, haben die Christen sie dort beherbergt, bis
sie wieder gingen. In der Zwischenzeit aber hatten
sie die Führung über diese Gemeinde.
Jetzt können wir verstehen, aus welchem Grund der
Apostel Johannes so streng gegenüber der Gruppe der
falschen Propheten war. Diese Personen erschienen in
den verschiedenen Gemeinden als „Propheten“, und die
Gemeinden empfingen sie als Bevollmächtigte durch
den Heiligen Geist und die Apostel. Wenn also jemand
als Prophet in eine Gemeinde kam, mussten, nach den
Worten des Apostels Johannes, die dortigen Christen
feststellen, ob dieser Mensch „bekennt, Jesus
Christus sei im Fleisch gekommen.“
Dies war ein gutes Unterscheidungskriterium, weil
diese Betrüger Gnostiker waren, die die Gemeinde
verführen wollten. Die Gnostiker bekannten nämlich
nicht, dass Jesus im Fleisch gekommen ist ( und
kommen wird = „ερχόμενον“).
Die Christen sollten ihn also danach fragen, um
festzustellen, ob er ein wahrer Prophet oder ein
gnostischer falscher Prophet war.
Einem solchen Betrüger sollten sie nicht,
wenn er zu ihnen kam, Gastfreundschaft erweisen,
indem sie ihn in ihr Haus aufnahmen, noch
sollten sie ihn ermutigen, indem sie ihm
wünschten, dass er sich freue ( = χαίρειν).
Da also diese Verse über eine bestimmte Gruppe aus
der damaligen Zeit sprechen, ist es reine Willkür
sie auf irgendeinen anderen in unserer heutigen Zeit
anzuwenden. Es sei denn dieser nimmt die
apostolische Sukzession in Anspruch und kommt in
unser Haus als Prophet ohne zu bekennen, dass „Jesus
Christus im Fleisch gekommen“ ist.
Im Übrigen, was bekennen die reisenden Aufseher der
Wachtturm- Gesellschaft, wenn sie sagen, dass Jesus
Christus als Geist wiederkommen wird und nicht „im
Fleisch“?