Orientierung durch Orthodoxe Dogmatische Erläuterung Liturgische

 

Fest der Christgeburt

 

Vater Johannes Nothhaas

 

Die Blütezeit in der Geschichte des Volkes Israel war die Zeit der Königsherrschaft Davids. Als David dem Herrn ein Haus bauen will, verkündet ihm der Prophet Nathan, dass er das nicht tun soll. Vielmehr will der Herr ihm ein Haus bauen: „Und der Herr verkündet dir, dass der Herr dir ein Haus bauen will" ( 2. Sam. 7,11 ). Es folgt die weitreichende Verheißung, dass Gott ihm ein Haus bauen will:

„Ich will deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leibe kommen soll; dem will ich sein Reich bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will den Stuhl seines Königtums bestätigen ewiglich" ( 2. Sam 7,12 f.).

Was wurde aus diesem Königtum Israels? Nach Salomon beginnt eine absteigende Linie. Die Zensuren, die den Königen im Alten Testament erteilt werden, fallen fast durchgehend negativ aus: „Sie taten, was böse war vor Jahwe". Und hier erhebt sich nun doch die sehr naheliegende Frage: Wie endet das unter der so großen Verhei­ßung stehende Königtum Israels? - Konnte sein, dass die Gnade Gottes unter der menschlichen Sünde erlöscht? Das Geschichtswerk der Königs­bücher endet damit, dass der letzte König Judas gefangen nach Babylon weggeführt und einge­kerkert wird. Später wird er begnadigt und darf am Tisch des nachfolgenden babylonischen Kö­nigs bis an seinen Todestag sein Gnadenbrot fristen. Diese verhaltene Darstellung vom Ende des Königtums hat etwas Schwebendes mit der hinter ihr stehen Nathanverheißung.

600 Jahre später beherrscht der römische Kaiser Augustus die damalige Welt um das Mittelmeer. Ein Stern von besonderer Helligkeit erscheint am Him­mel. Selbstverständlich deutet der Kaiser in Rom diesen Stern auf sich als Zeichen des Friedensfür-sten, des Retters der Welt. Zur gleichen Zeit des Sternes am Himmel wird in einem kleinen Provinzstädtchen in Palästina ein Kind geboren, von dem es heißt es sei der neue König in Israel, weil drei weit angereiste Sterndeuter so die auffällige Himmelserscheinung deuten. Der von Rom eingesetzte König über die Provinz furchtet um seinen Thron und befiehlt die Ermordung aller Kinder unter 2 Jahren in dem Ge-burtsort, Bethlehem. -

Dann hört man dreißig Jahre nichts von diesem König, bis der inzwischen zum Mann Herange­wachsene den Anbruch des Gottesreiches verkün­dete und auf wundersame Weise Kranke heilt. Er erregt Aufsehen im Volk und zieht die Feindschaft der Schriftgelehrten und Pharisäer des jüdischen Volkes auf sich. Alle Zeichen des zu erwartenden Messias und Königs der Endzeit nimmt er in An­spruch und wird dafür zum Tode verurteilt und von den Römern gekreuzigt. An seinem Kreuz ist in drei Sprachen eine Schrift angebracht: „König der Juden". Seine Anhängerschaft, insbesondere seine 12 Jünger, haben ihn verlassen und sind aus Angst vor den Juden untergetaucht. Für den damaligen Zeitgenossen, der den Ausgang seines Wirkens erlebt hat, musste sich die Frage erheben: Und dieser soll der Retter und König Israels sein? -

Und doch konnten die Menschen der damaligen Zeit schon erleben, wie sich das Evangelium von Jesus, dem Christus, schon innerhalb von 3 Jahrzehnten von Jerusalem über Klein Asien, Griechenland Rom hin ausgebreitet hatte. - Nach vielen Verfolgungen und Leiden hatte sich die christliche Botschaft nacl drei Jahrhunderten sogar das ehemals feindlich. Weltreich der Römer ohne Gewalt unterworfen - Nach zwei Jahrtausenden müssen wir uns fra gen: Wer war dieses Kind zu Bethlehem, da von Palästen Davids nur eine Höhle erbte? We war dieser König, der nicht auf einem Wagei daherführ, sondern auf dem Rücken des verach teten Esels ritt? Wer ist dieser König, dem keii Weltreich gehorchte, der keine 30 Legion© befehligte wie der römische Kaiser, und docl noch heute in allen Erdteilen seine Anbeter hat Allein diese Tatsache erhebt ihn über die großei der Gestalten der Geschichte.

Wer ist dieser König in Bethlehem in einen Schafstall geboren, der nach fast 2000 Jahrei immer noch die Herzen der Menschen erwärm und für sich und seine Kirche gewinnt? So müs sen wir uns fragen, die wir die Geschichte voi seiner Geburt gehört haben. Genau auf dies-Frage will uns das Evangelium der Christge burtsnacht antworten.

Alle vier Evangelien haben eins gemeinsam wenn sie von der Geburt Jesu Christi reden: Si< sprengen den engen Horizont des sogenannte) modernen Menschen. Dieser meint, es gebe nu eine Wirklichkeit, nämlich das, was er mit sei nen fünf Sinnen und seiner persönlichen Erfah rung wahrnehme. So behauptet er z. B.: „Engel, die gibt's nicht". Das ist eine der typischen ver führerischen Halbwahrheiten. Halbwahr, weil e stimmt, dass Menschen, die sich nicht um Got und nur um sich selbst kümmern, keine Begeg nungen mit den Boten des Himmels erleben. Diese Erfahrung trifft aber nicht für alle Men sehen zu.

Πλαίσιο κειμένου:

Ein ganz anderer weiter Erfahrungshorizont be­gegnet uns bei allen Personen, die mit der Geburt Jesu zu tun haben. Sie sind fast alle diesen Boten des Himmels begegnet:

Da ist an erster Stelle die Mutter des Herrn, der neun Monate vor seiner Geburt von einem Engel die Kunde von der jungfräulichen Zeugung ihres Kindes durch den Heiligen Geist mitgeteilt wird. Da ist der Pflegevater Josef, der durch einen En­gel erfährt, dass seine schwangere Verlobte ihm nicht untreu gewesen ist.

Da sind die Hirten von Bethlehem, die eine dop­pelte Erfahrung mit Engeln machen. Sie erfahren von der Geburt des Heilandes durch einen Engel und erleben dann die Heerscharen der lobpreisen­den Engel am Himmel.

Da ist der Tenipelpriester Zacharias, der durch einen Engel von der zukünftigen Geburt seines Sohnes des Vorläufers und Propheten Johannes des Täufers erfährt.

All diese Begegnungen der Menschen mit den himmlischen Boten weisen darauf hin, dass das Kind in der Höhle zu Bethlehem auch einen über­irdischen Ursprung hat. „Auch", will heißen, dass diese Herkunft aus dem Bereich jenseits unsrer irischen Welt sich verbindet mit der Schwanger­schaft einer Frau und einer ganz normalen menschlichen Geburt. Genau dies aber ist das absolut Aufregende und für viele Menschen so herzzerreißend Anstößige, dass man zu diesem geschehen in der Geschichte nur zwei Möglich­keiten der Antwort haben kann: entweder man glaubt diese Botschaft oder man verleugnet sie.

Diese Einheit von himmlischer und menschlicher Herkunft bezeugen alle vier Evangelien jeweils in einer eigenen dramatischen Art.:

Der Evangelist Matthäus stellt an den Anfang seines Evangeliums den Stammbaum der Vorväter und Väter, der die menschliche Abstammung des Gottes­sohnes von Abraham über David bezeugt. Die göttli­che Herkunft wird deutlich aus der Überschattung des Heiligen Geistes, die der Jungfrau Maria widerfährt.

Der Evangelist Markus lässt am Anfang seines Evangeliums der Vorläufer und Propheten Johannes, den Täufer, die kurz bevorstehende Erfüllung der Pro­phétie von Jes 40 und mit ihr die Ankunft des Mes­sias verkünden. Bei der Taufe Jesu bezeugt die Stim­me Gottes vom Himmel seien göttlichen Ursprung : „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohl­gefallen" ( Mk 1,11 ).

Der Evangelist Lukas vereint irdische und himmli­sche Herkunft des Kindes durch die jungfräuliche Zeugung in Maria durch den Heiligen Geist. Der En­gel sagt ihr: „Darum wird das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt".

Der Evangelist Johannes bezeugt die Menschwer­dung des Gottessohnes, indem er den edelsten Begriff der griechischen Philosophie ( „das Wort", griechisch „logos" ) mit dem Gottessohn gleichsetzt. Dann wählt er den niedrigsten Begriff, den sich Griechen denken können, und setzt ihn gleich mit der leiblichen Exis­tenz des Menschen. Diese beiden extremen Gegensä­tze vereint er in dem winzigen Satz: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns ..." Er will das den Griechen das Unvorstellbare verkünden: Der Sohn Gottes im Himmel ist eingegangen in einen mensch­lichen Leib und damit die Geschichte der Menschen.

 

Artikel erstellt am: 20-1-2009.

Letzte Überarbeitung am: 20-1-2009.

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