Orientierung durch Orthodoxe Dogmatische Erläuterung

Zeugen Jehovas

Kapitel 31

INHALTSANGABE

Kapitel 33

AUF DER SUCHE

NACH DER WAHRHEIT

 

Ein Buch über die Zeugen Jehovas

von Nickolas Mawromagulos

 

 

Kapitel 32

Ausgeschlossen

NICOS ERZÄHLUNG

Zuhause empfing meine Frau mich schweigend, während rund herum eine schwere Atmosphäre herrschte. Ihre Psyche war erschüttert, und das zeigte sich in den folgenden Monaten deutlich. Oft brach sie einfach so zitternd in Tränen aus. Ich versuchte vergeblich sie zu trösten und machte mir ernsthaft Sorgen um ihre Psychische und geistige Gesundheit. Ich spürte, wie mein Hass gegen diese zerstörerische Organisation wuchs. Befreit von jeglichem Einfluss auf mich, verstand ich, dass das antichristliche und faschistische System für das verantwortlich war, was meine Frau durch machte. Es war lächerlich! Aber anstatt mich, mit meinem Ausschluss zu quälen, quälten sie ihre Glaubensschwester so sehr, dass  sie gefahrlief wahnsinnig zu werden!

Am nächsten Tag nach meinem Ausschluss waren sowohl mein Ausschluss als auch die Verbreitung meines Schreibens bereits bekannt gegeben worden. Die Pseudoältesten der Organisation hatten auch bereits mein speziell für sie geschriebenes schreiben erhalten, das ich verteilt hatte.

Als ich an meinem Schwiegervater vorbei ging, grüßte ich ihn wie immer.

-   Mich wirst du nicht mehr grüßen! Brüllte er. … Keinen „Bruder“ wirst du jemals wieder grüßen!

-   Wenn du willst, werde ich dich nie wieder grüßen! Aber du hast kein Recht darüber zu bestimmen, was ich mit den anderen mache! Sagte ich.

-   Niemand will von dir gegrüßt werden! Sagte er.

-   Das sagst du! Einige haben mich aber sogar geküsst als sie erfahren haben, dass ich ausgeschlossen wurde! Sagte ich ihm.

-   Wer sind die? Du musst es mir sagen! Das was sie getan haben ist ernst! Sagte er wütend.

-   Warum? Bist du mein Ältester? Sagte ich mit der größtmöglichen Ironie. Das Einzige was er mir jetzt noch tun konnte, war mir meinen Job zu kündigen, aber das war mir egal. Ich war fest entschlossen der Wahrheit zur liebe alles zu opfern, meinen Job, meine Familie, selbst mein Leben, wenn es sein musste. Je mehr ich geächtet werden würde, desto größer wäre mein Lohn, den ich von Gott bekommen würde!

Danach sprach mein Schwiegervater Monatelang nicht mehr mit mir, aber von der Arbeit wurde ich nicht entlassen. Es scheint so als ob sie tief in ihrem Innerem noch ein Hauch von Gewissen hatten, oder vielleicht haben sie sich auch dazu entschlossen etwas versöhnlicher zu werden als sie bemerkten, dass ich sie, solange sie gegen mich kämpften, immer mehr anstachelte und lächerlicher machte.

In der Tat kam der Moment, an dem mein Schwiegervater sogar Opfer brachte, um mich auf der Arbeit zu behalten. Ich halte diesen Vorfall für erwähnenswert, denn er zeigt, dass es unter den „Zeugen“ außer der Fanatischen und Gewissenlosen, auch die gibt, die versuchen gewissenhaft zu leben, auch wenn ihr gewissen nicht normal funktioniert.

Auf der Arbeit meines Schwiegervaters blieb ich noch 8 weitere Jahre lang. Die Tatsache, dass ich auch Leute hatte, die mich sogar darüber Informierten, was bei den Treffen der „Ältesten“ vor sich ging, war sehr hilfreich. So erfuhr ich, dass bei solchen Treffen gelegentlich einige Pseudo- Ältesten meinen Schwiegervater (wörtlich) angriffen, indem sie ihm sagten, „dass es nicht richtig war einen Abtrünnigen, der der Organisation so schadet auf der Arbeit zu behalten“. Ich erfuhr, dass sowohl Vlasis als auch mein Schwiegervater mich verteidigten und die böswilligen Versuche scheiterten. Der Höhepunkt war es jedoch, als vor relativ kurzer Zeit ein hitzköpfiger pseudo -Kreisaufseher namens Tromaras meinem Schwiegervater und meinem Schwager damit drohte, dass er ihnen die „Privilegien“ des „Ältesten“ entziehen würde, wenn sie mir nicht kündigen würden.

Sie zögerten es offensichtlich so lange wie möglich heraus, bis seine „Amtszeit“ abgelaufen war und er wechselte. Jedes Mal, wenn er kam, verlangte er, dass das passierte, was er wollte.

Ich war mir sicher, dass mein Schwiegervater und mein Schwager sich unter der Last dieser Drohungen nicht wohl fühlen würden. Dieser Mann war so skrupellos, dass er die Dreistigkeit besaß, (natürlich während meiner Abwesenheit) meine Familie zu besuchen und mit ihr zu speisen, mit den Leuten deren Einkommen er kürzen wollte! Obwohl ich das wusste, habe ich nicht reagiert, für den Fall, dass dies sein Gewissen etwas anregen würde, aber leider blieb er bis zum Schluss so skrupellos. Und das Ende war, dass ich diese Arbeit selbst verlassen habe, zum einen, weil Gott dafür gesorgt hat mir etwas Besseres zu geben, und zum anderen, weil ich meinem Schwager und meinem Schwiegervater nicht länger zur Last fallen wollte! Die Ironie bestand darin, dass damals eine „Zeugin“ im Fernsehen auftrat, die sich darüber beklagte, dass sie ihren Arbeitsplatz verloren hatte, weil sie eine „Zeugin“ war. Aber dieselbe Taktik, die einige Leute willkürlich gegen sie anwandten, wandte ihre eigene Organisation offiziell gegen mich an!

Fast alle meine ehemaligen Glaubensbrüder verhielten sich mir gegenüber feindselig. Anfangs gab es nur sehr wenige Ausnahmen. Aber im Laufe der Zeit begannen immer mehr Menschen mich heimlich zu grüßen, wenn sie nicht von anderen „Zeugen“ gesehen wurden. Einige von ihnen grüßten mich, sprachen aber nicht mit mir. Andere wiederum sprachen nur mit mir aber grüßten mich nicht. Andere grüßten mich und sprachen mit mir, nur eben nicht über religiöse Themen. Aber es gab auch diejenigen, die mit mir nur über religiöse Themen sprachen, um mich zum Glauben an die Organisation zu bewegen. Und natürlich gab es auch einige die die Wahrheit über den Betrug der Organisation wissen wollten. Mit ihnen hatten wir häufigen persönlichen und Telefonischen Kontakt.

Es gab ein Ehepaar, dass mich einzeln grüßte, wenn sie allein waren, aber wenn sie ihren Partner dabei hatten, grüßten sie mich nicht! Der eine hatte Angst vom anderen! Die Organisation hatte sogar ganze Familien in Angst und Schrecken versetzt. Man wusste nie, wer der Spitzel sein würde.

Eine Zeitlang war ich auch ein Spitzel als ich glaubte das dies Gottes Wille sei. Eine Weilelang verging nicht eine Woche, in der ich nicht jemanden dem „Ältestenrat“ der Organisation meldete, weil mir etwas an seiner Einstellung oder an seinem Leben nicht gefiel. Diese Maßnahmen waren natürlich bei den „pseudo Ältesten“ gern gesehen.

Aber nach meinem Ausschluss haben auch die „Zeugen“, die etwas vor der Organisation zu verbergen hatten, keine Angst mehr vor mir. Sie wussten von meinem Hass auf das Ungerechte System der Organisation (Nicht auf die Menschen, die sie betrog) und so sprachen sie offen in meiner Gegenwart über Dinge, die sie ihren „Brüdern“ nie verraten würden. So hatte ich die Gelegenheit mit „Zeugen“ zu sprechen, die prostituierte, Homosexuelle, Lesben, Raucher und sogar Drogenabhängige waren. Sie waren (und einige sind es immer noch) aktive Mitglieder der Organisation, und doch verfielen sie immer wieder ihren Leidenschaften und wagten es nicht den pseudoältesten ihre Probleme mitzuteilen, weil sie befürchteten ausgeschlossen zu werden. Einige begannen immer mehr in ihre Sünden zu verfallen, weil sie glaubten, dass sie verloren wären, wenn Harmagedon käme deshalb „mussten sie ihr Leben genießen, solange sie es noch konnten“. Sie glaubten, dass Gott sie längst abgeschrieben hatte, und befanden sich in einer religiösen Sackgasse, also bewies ich ihnen, dass Gott sie weiterhin liebt und dass er ihnen auch weiterhin helfen wird, ihre Leidenschaften zu überwinden, sofern sie dies versuchten und dass allein die Tatsache, dass sie sich ihrer Situation bewusst waren, ein Beweis dafür war, dass Gottes Gabe sie nicht völlig verlassen hatte. Ich erklärte ihnen, dass es nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch unendlich viele Grautöne gab. Das heißt, es gab nicht nur ewiges Leben oder ewiges Verderben, sondern es gab eine unendliche reihe an Folgen unseres gegenwärtigen Lebens, die wir am Tag des Gerichts sehen würden, wenn wir bei der Auferstehung unsere neuen Körper erhalten. (1 Korinther 15: 38- 44)Es wäre nicht gerecht, wenn Gott den Lügner ebenso mit der Vernichtung bestraffen würde, wie den reuelosen Mörder, oder Sadisten so wie die Lehre der Organisation es sagt. In Wirklichkeit gab es keine Vernichtung. Das Ergebnis würde für jeden anders ausfallen. Ich zeigte ihnen den Vers, in dem es heißt: „Einige werden schwer geprüft werden und andere wenig“. (Lukas 12: 47,48) Und sie erkannten das es ein Fehler war, immer tiefer in ihre Sünden zu versinken. Einige von ihnen haben daher die Kraft gefunden, sich trotz ihres moralischen Verfalls um das Wohl ihrer Seele zu bemühen.

Die ungerechte Lehre der Organisation hatte sie bis dahin in immer tiefere Sünden getrieben. Doch die Organisation interessierte sich nur dafür, den „Schein“ zu wahren, den sie der Außenwelt präsentierte und war nicht an der Erlösung der Menschen interessiert, die sie betrogen hatte.

Trotz der Großmäuligen Behauptungen und Prahlereien der Organisation unterscheiden sich ihre Mitglieder in nichts von den anderen Menschen, außer dass sie ihre Sünden geheim begehen. Und obwohl sie nach außen hin den Eindruck erwecken, dass sie vereint und liebevoll sind, haben sie ihre eigenen ewigen Streitigkeiten, Abneigungen und Cliquen.

Es gibt Unstimmigkeiten und Streitigkeiten zwischen den Familien, zwischen Arbeitgebern und Angestellten und sogar Klatsch und Tratsch gegen andere. Einige von ihnen vermeiden es manche mit in „den Dienst“ zu nehmen, weil sie es entweder nicht hinbekommen, und mit dem was sie sagen, oder mit ihrer Art Schaden anrichten oder (im schlimmsten Fall), weil sie alt und unter den „Zeugen“ nicht besonders beliebt sind. Ich persönlich habe Menschen weinen sehen, weil die anderen sie nicht mit zu der Hauptfunktion ihrer Versammlung „in den Dienst“ nehmen und sie sich dadurch benachteiligt fühlen.

Heute, nach fast einem Jahrzehnt, gibt es nur noch sehr wenige „Zeugen“, die weiterhin nichtmit mir sprechen.

Am Tag meines Ausschlusses wurden Verwandtschaften und langjährige Freundschaften vollständig zerstört. Für lange Zeit war auch das Glück in meiner Ehe zerstört. Es hat Jahre gedauert, bis meine Frau und ich wieder zu unserem alten glücklichen Zustand zurückgefunden haben.

Während der ersten Zeit sah sie wie ihre Freundinnen gemeinsam mit ihren Männern zu den Versammlungen gingen, während sie allein war. Zu Besuch kam auch niemand, weil ich ausgeschlossen worden war, und wenn sie irgendwo hin ging, ging sie allein. Nur wenn wir irgendwo hingingen, wo keine „Zeugen“ waren, gingen wir zusammen.

Aber die größte Krise traf meinen Sohn. Das System der Organisation besteht darin, Kinder von klein auf zu fanatisieren. Deshalb nahm sie ihn, selbst als ich ausgeschlossen wurde, immer zu mit in die Versammlungen. Dort sagten sie ihm:

„Dein Vater ist ein Weltmensch und wird in Armageddon sterben. Du sollst nicht mit ihm beten, und ihm nicht zuhören, wenn er mit dir über Gott spricht. Wenn er versucht mit dir über Gott zu sprechen dann halte dir die Ohren zu!“

Sie machten ihm Angst und sagten ihm, dass er ebenfalls in Armageddon sterben würde, wenn er mit mir über Gott sprach. So war während der ersten Zeit meine religiöse Einsamkeit eindeutig. Aber als meine Frau sich wieder beruhigt hatte, wurden meine Versuche mit ihm zu reden intensiver, denn das Kind war noch klein und die Gehirnwäsche hatte gerade erst begonnen. Also fand ich nach und nach Gelegenheiten, um mit ihm zu reden. Er sah meine ständigen Bitten um ein Gespräch mit meiner Frau, und wie diese sich weigerte, und er verstand, dass sie Angst hatte.

Warum haben sie Angst, wenn sie die Wahrheit haben? Fragte ich ihn, um ihn zur Vernunft zu bringen. Und tatsächlich wurde er respektvoller wehrend er aufwuchs und sein Gehirn sich von dem Kindlichen Nebel befreite. Bis er irgendwann einmal anfing, mal mit mir und mal mit seiner Mutter mitzugehen. Als er dann später lesen lernte begann ich ihm praktisch die absichtlichen Verzerrungen zu zeigen die die Wachturmgesellschaft an der Bibel mit der neuen Weltübersetzung unternommen hatte. Dies war ein entscheidender Schritt. Das Kind verstand nun sehr gut, dass eine Religion, die kein Respekt vor der Bibel hat vor überhaupt nichts Respekt hat.

Heute weigert er sich seine Mutter zu den „Zeugen“ zu begleiten, und geht mit mir in die Kirche. Was meine Frau betrifft, so fand sie Trost,indem sie meinen jüngsten Sohn mit sich nahm. Er war noch ein Baby….

So lang wie ich denken kann, habe ich schon immer eine Versammlung besucht. Ich habe die Gesellschaft meiner Glaubensbrüder genossen und lernte gern neue Dinge. Aber als ich ausgeschlossen wurde änderte sich das.

Anfangs besuchte ich eine „Evangelische“ Zusammenkunft. Aber das was ich dort hörte konnte mich nicht zufriedenstellen. Meist handelte es sich um oberflächliche Vers Analysen und den Aufruf zu einem christlicheren Leben, am meisten jedoch störte mich die Lehre der Dreieinigkeit. Egal wie oft ich ihren Prediger auch darauf ansprach, er hatte keine Antworten also ging ich immer seltener hin.

Mit George hatte ich nur noch seltenen Kontakt und wir sprachen meist am Telefon. Was nun die Versammlung von Friscula betraf so waren diese weit von mir entfernt. Nur mit Nasio, dem ehemaligen Pfingstler, trafen wir uns oft und er war der einzige mit dem ich mich so gern austauschte. Er glaubte zwar auch an die Dreieinigkeit, aber zumindest hatte er Antworten auf meine Fragen, auch wenn er mich nicht überzeugte. Er hatte sich hauptsächlich auf die Prophezeiungen des Alten Testaments über Israel spezialisiert.

Er litt unter derselben religiösen Einsamkeit, und einer tröstete den anderen.

Damals hatte ich einen Traum, der mich beeindruckte und an den ich mich bis heute erinnere. Ich sah, dass meine Mutter, meine Großmutter und ich vor einem großen Gebäude standen, das ein Versammlungsaal der „Zeugen“ war. Im Traum erinnerte ich mich nicht daran, dass ich ausgeschlossen worden war. Also hätten wir logischerweise die Versammlung betreten müssen. Stattdessen aber mussten wir durch einen schmalen (sehr schmalen) Weg um das Gebäude herumgehen. Ich war vorne, meine Mutter hinter mir und hinter meiner Mutter war meine Großmutter und ich half ihnen so dass wir gemeinsam diesen Weg überqueren konnten. Am Ende waren wir wahrscheinlich die Einzigen, von denen die ich gesehen hatte, die das Gebäude nicht betreten haben.

Nach einem Jahr wurde mir klar, dass das was ich gesehen hatte, vielleicht der Schwierige Prozess des Ausstiegs erst für mich dann mit meiner Hilfe für meine Mutter und später auch meiner fast 90-jährigen Großmutter war.

Ein paar Tage nach meinem Ausschluss ging Vlasis zu meiner Mutter setzte sich und sagte zu ihr:

Ganz Salamina trauert wegen dem Ausschluss von Nico der doch so ein guter, so ehrlicher und gläubiger Junge ist!...

-   Aber wenn er so ist wie ihr sagt warum habt ihr ihn dann ausgeschlossen? Fragte meine Mutter.

-   Aber er wollte, dass wir ihm etwas über das Jahr 1914 zeigen! Könnten wir jetzt all diese Stunden damit verbringen danach zu suchen, um ihm das zu sagen?

-   All die Jahre verbringen wir Stunden um Stunden damit, „die Schafe“ zu finden, um sie in die Organisation zu führen! Und ihr hieltet es für Zeitverschwendung, das Schaf in der Organisation zu halten? Fragte sie wütend.

-   Schwester jetzt solltest du eigentlich gar nicht mehr mit ihm reden. Aber weil du behindert bist und seine Hilfe brauchst, musst du mit ihm reden. Nur solltet ihr keine religiösen Themen gemeinsam besprechen! Sagte er ihr.

-   Also alles nur zu meinem Eigenem nutzen? Fragte meine Mutter frustriert, als auch sie langsam das wahre Gesicht der Organisation zu erkennen begann.

Der letzte Schlag kam jedoch von meinem Onkel. Es war derjenige der uns das Geld aus Amerika geschickt hatte als wir in Schwierigkeiten steckten. Er lebte jetzt in Griechenland und war ein „Ältester“ der Organisation, und als er von meinem Ausschluss erfuhr ausarte er den Wunsch mir helfen zu wollen, zu ihr zurückzukehren. Also kündigte er an, dass er bereit war mit mir zu diskutieren und mir zu helfen, aber dies musste im Geheimen geschehen. Also vereinbarten wir uns in seinem Haus zu treffen und so kam es dann auch. Ich gratulierte ihm zu seiner Initiative, denn er schien ein Mann mit Gefühlen zu sein.

Wir begannen ein Gespräch über 1914, aber bald merkte ich, dass seine Kenntnisse ihm nicht erlaubten ein so komplexes Thema zu verstehen. Also verlagerte sich die Diskussion auf die Große Volksmenge. (Seitdem wähle ich dieses Thema als erstes für meine Gespräche mit „Zeugen“ aus, da es das einfachste und grundlegendste für deren Verständnis ist).

So bald wie ich ihm vorsichtig die ersten Verse aus  Kapitel 7 der Offenbarung analysierte, veränderte sich seine Gesichtsfarbe. Er schaute mich verdattert an und fragte:

-   Und wo hast du das gelernt?

-   Bei meinen Forschungen! Antwortete ich.

Ich zeigte ihm noch einen weiteren Vers, und da warf er plötzlich die Bibel vor Angst auf das Bett neben sich.

Nein, nein! Wir können das nicht besprechen! Sagte er, und egal was ich ihm sagte, ich konnte ihn nicht überzeugen. Er war noch einer dieser bedauernswerten Sklaven, die die Organisation mehr liebten als die Wahrheit.

Als wir zurückkehrten äußerte meine Mutter ihren Wunsch die Organisation zu verlassen. Sie hatte ebenfalls genug von deren Heuchelei und deren Angst vor der Wahrheit.

Ich habe sie vor der Umgangsweise gewarnt, die sie von „den Mittgliedern der Wachturmgesellschaft“ erwarten würde, aber sie war fest entschlossen. Also schrieben wir gemeinsam ihren Austrittsbrief, dort erklärte sie, dass sie mit dieser Organisation nichts mehr zu tun haben wollte, weil sie ihre Heuchelei und ihre Angst vor der Wahrheit gesehen hatte. Sie drückte ihr bedauern für die 40 Jahre ihres Lebens aus, die sie dort verbracht hatte, und lud sie zu einem Gespräch mit mir in ihrem Beisein ein, mit dem Versprechen, dass wir beide zurückkehren würden, wenn sie Beweise hätten.

Natürlich haben sie nicht auf die Herausforderung reagiert. Sechs Monate später wiederholte meine Großmutter den Brief und die Aufforderung in ihrem eigenen Ausstiegsbrief. So haben ein Jahr nach meinem Ausschluss drei weitere Menschen das tyrannische Joch dieser falschen Religion abgeschüttelt. Meine Mutter, meine Großmutter und der Mann, mit dem ich am Anfang gesprochen hatte, als ich noch in der Organisation war.

Gleichzeitig habe ich Dutzende von Menschen gewarnt und so verhindert, dass sie dem Netz dieser Sekte zum Opfer fielen, und später habe ich Dutzenden anderen dabei geholfen dort herauszukommen. Ich hatte viele Menschen dort hineingeführt, jetzt musste ich büßen. Ich musste ihnen dabei helfen diesem tödlichen Schraubstock der Wachturmgesellschaft zu entkommen.

 


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