AUF DER SUCHE NACH DER WAHRHEIT
Ein Buch über die Zeugen Jehovas von Nickolas Mawromagulos
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Kapitel 26 Der Gewissenskonflikt NICOS ERZÄHLUNG All die Dinge, die ich langsam langsam lernte, fingen an, mir andere Probleme zu bereiten. Ich konnte nicht länger Dinge lehren, an die ich nicht glaubte, weder bei den Versammlungen noch an den Türen. An den Türen beschränkte ich mich darauf, die Menschen zur Reue und zum Glauben an Gott aufzufordern. Aber bei den Versammlungen hatte ich noch ein weiteres Problem. Dort war ich dazu verpflichtet, genau das zu sagen, was die Organisation vorbereitet hatte. Was würde ich also tun, wenn ich über Dinge sprechen müsste, an die ich nicht glaubte? Wäre ich dann nicht ein Heuchler? Wie könnte ich etwas lehren, das eine Lüge war? Im Versuch mein Gewissen zu täuschen, sagte ich jedes Mal, wenn ich auf ein solches Thema stieß: „Im Buch steht…“ oder „Dem Buch zur Folge…“ Wie als ob ich sagen wollte: „Das Buch sagt es, nicht ich!“. Die ersten paar Monate sind mit diesem „Trick“ vergangen. Zu dieser Zeit habe ich Experimente anderer Art durchgeführt. Um zu sehen, wie gut die „Zeugen“ die Lehren der Organisation verstanden haben, fragte ich sie oft Dinge, die mit dem Thema, das ich ihnen beibrachte zu tun hatte, aber eher tiefer gehende Fragen waren. Dann stellte ich überrascht fest, dass sich nicht einmal zwei von ihnen einig werden konnten welche die Richtige Antwort war. Ihre Kenntnisse beschränkten sich auf die banalen und oberflächlichen Themen, die in den meisten Lektionen wiederholt wurden. Die ganze Zeit über rief mich Vlasis an, um sich darüber zu erkundigen, wie es mir ginge und ob ich mich von meinem „Fehler“ überzeugt hatte. Ich antwortete ihm, dass die Angelegenheit so blieb, wie er sie kannte. Aber eines Tages kam er zu einer Versammlung in unsere „Kirche“. An diesem Tag musste ich jedoch über ein Thema sprechen, das von 1914 handelte! Also begann ich wie üblich zu sagen: „Im Buch steht…“ usw. Am ende bat er mich darum zu ihm in den Laden zu kommen, um mit mir zu reden. Tatsächlich bin ich am nächsten Tag hingegangen. - Glaubst du, dass du so deinem Gewissen entkommst? Was soll das heißen: „Im Buch steht…“? Ist das nicht eine Art zu unterrichten? Fragte er, was mich zum Nachdenken brachte. - Was rätst du mir sonst noch zu tun? Fragte ich ihn. - Die beste Lösung ist das du von deinem Dienst als Pionier zurücktrittst! Aber das Problem ist, dass sie dann fragen werden, warum du kündigst! Was können wir finden? Fragte er sich. - Aus persönlichen Gründen! Schlug ich vor. - Das ist gut, aber nicht ausreichend! Wir müssen es einem „Ältesten“ deiner „Kirche“ sagen, denn ich gehöre einer anderen an und kann dich nicht decken! Außerdem werden sie mich dafür verantwortlich machen, wenn etwas bekannt wird, und mich fragen, warum ich es nicht irgendjemandem aus deiner gesagt habe! - Ich verstehe! Sagte ich. - Weißt du, was passiert, wenn das im „Hauptsitz“ bekannt wird? Wenn also der „Kreisaufseher“ kommt, muss ihm jemand aus deinem „Ältestenrat“ versichern, dass alles in Ordnung ist! Und ich habe Angst, weil der „Kreisaufseher“, der dieses Mal kommen wird, ein sehr schwieriger Mensch ist! Gestand er. Ich verabschiedete mich von ihm und ließ ihn die Sache selbst regeln. Schließlich würde der neue „Kreisaufseher“ erst in einigen Monaten kommen. Bis dahin hatten wir Zeit! In Wirklichkeit aber spürte ich, dass mir nicht mehr viel Zeit in der Organisation blieb. Die Beispiele, die ich von anderen Menschen, die ich kannte hatte, ließ mich nicht optimistischer sein. Es musste etwas getan werden! Ich musste meine Mutter und meine Großmutter auf einen wahrscheinlichen Ausschluss meinerseits vorbereiten. Außerdem würden sie mich fragen, warum ich meinen Dienst als „Pionier“ kündige. Was würde ich ihnen sagen? Ich hatte mein Wort gegeben, niemandem etwas von meinem Problem zu erzählen, und Vlasis würde es für sich behalten! Aber jetzt würde er es auch jemand anderem erzählen. Aber so konnte ich es auch weiter sagen, da er aus Angst vor der Organisation als erster gezwungen war die Abmachung zu brechen. Also ging ich zu meiner Mutter und teilte ihr mit, dass ich mein Amt als „Pionier“ niedergelegt hatte. Das gefiel ihr überhaupt nicht, denn sie war stolz darauf, mich auf dem Podium reden zu sehen. - Warum? Fragte sie mich. - Besser erzähle ich dir das nicht! Antwortete ich und stellte mich schwer. - Hast du gekündigt oder haben sie dich rausgeworfen? Fragte sie. - Ich habe aus persönlichen Gründen gekündigt! Antwortete ich. - Ich will das du mir den Grund nennst! Hakte sie nach. - Wenn ich es dir sage, könnte es sein das wir beide ausgeschlossen werden! Dir darf nichts herausrutschen! Warnte ich sie. - In Ordnung! Hellst du mich für dumm? Stimmte sie zu. Und ich erzählte ihr kurz und knapp, was passiert war. Ihr blieb der Mund offen stehen. Sie hatte nie von mir erwartet, dass ich die Lehren der Organisation in Frage stellen würde. - Erinnerst du dich daran, wie du mir von deinem Gespräch mit dem Evangelen erzählt hast? Fragte ich. Er hatte Recht! Die christliche Hoffnung gilt dem Himmel! Erinnerte ich sie. - Und wie kommt es das DU, der damals so fanatisch mit mir gesprochen hat, jetzt diese Dinge akzeptierst? Fragte sie. - Du hattest damals keinerlei Beweise. Ich aber habe Hunderte! Wenn du mir damals gesagt hättest, dass du Verse hast, hätte ich mich nicht geweigert sie mit dir gemeinsam zu studieren! Verteidigte ich mich. - Wenn das so ist, und du Beweise hast, dann möchte ich sie mit dir zusammen studieren! Sagte sie. - Aber wenn du überzeugt bist und sie dich eines Tages ausschließen, wird kein „Zeuge“ den du kennst, mit dir reden, und du hast ein gesundheitliches Problem! Warnte ich sie. - Wenn du Recht hast, interessiert es mich nicht, ich werde wo anders richtige Christen finden, die mir Gesellschaft leisten! Sagte sie entschlossen und ich war außer mir vor Freude! Meine Mutter war nicht fanatisch! Sie bereitete nun auch meine Großmutter vor und so würde ich bei einem möglichen Ausschluss nur Probleme mit meiner Frau haben (und mit meinem Sohn). Von diesem Tag an begann ich, alles was ich lernte, an meine Mutter und später auch an meine Großmutter weiterzuleiten. Gleichzeitig aber machte ich mir Sorgen um meine Familie und meinen Job. Wenn ich ausgeschlossen worden würde, würde ich wahrscheinlich meinen Job verlieren, und ich konnte mir nicht vorstellen, was mit meiner Familie passieren würde. Ich bat Gott Täglich um Rat und Hilfe und verkündete ihm jedes Mal, dass ich an den Grundsätzen, die ich anderen Jahrelang predigte, festhallten würde, koste es, was es wolle. Und er blieb mir bis heute Treu (rührend treu) trotz meines mangelnden Glaubens. Was meinen Sohn betrifft, so war er noch sehr jung, und ich konnte ihm nichts weitergeben. Von seiner Geburt an, hatte ich auch ihn für die Organisation unterrichtet, und auch eines seiner ersten Wörter war das Wort „Jehova“. Ich erinnere mich daran, dass mein Schwager eines Tages zu uns kam und ihn fragte: - Bist du auch ein „Zeuge Jehovas?“ - Ja! Antwortete der Kleine. - Warum kümmerst du dich nicht um deine eigenen Kinder? Fragte ich ihn, aber nur innerlich. In der Situation, in der ich mich befand, und mit meinem Ausschluss der kurz bevor stand konnte ich nicht einmal mit meiner Familie sprechen. In der Versammlung wurde in kürze bekannt gegeben, dass ich aus persönlichen Gründen mein Amt als „Pionier“ niederlege, was alle zum staunen brachte. Es gab eine Reihe anderer, die versuchten „Pioniere“ zu werden und es nicht schafften. Und jetzt schien es unvorstellbar, dass ich, der der ich doch stetig Fortschritte gemacht hatte, kündigte. Ich erinnere mich daran, dass ich bei einigen meiner letzten öffentlichen Vorträge, Matherial von all dem verwändet habe was ich auf Frisculas Kassetten gehört hatte. Am Ende kamen einige von ihnen zu mir und fragten mich, woher ich all diese wunderbaren Informationen hatte! Das konnte ich ihnen natürlich nicht sagen, also sagte ich nur: Aus Quellen außerhalb der Organisation! Tatsächlich wollten einige Leute sie sogar finden ,doch ich habe sie vertröstet, da ich wusste das mir nicht mehr viel Zeit in der Organisation blieb. Es ist lächerlich, aber „all diese wunderbaren Dinge“, die ich ihnen erzählt habe, währen durch die verzerrende Linse des Fanatismus betrachtet bloß „abtrünnige Lehren“. An dem Tag, an dem mein Rücktritt bekannt gegeben wurde, kam ein älterer „Zeuge“ (der vergeblich) versuchte ein „Ältester zu werden zu mir, und fragte: „Bruder warum bist du zurückgetreten?“ - Aus persönlichen Gründen Bruder! Antwortete ich. - Ah! In Ordnung! Sagte er, als er merkte, dass er sich auf fremde Felder begab. Dennoch starrte er mich noch tagelang verwundert an. Vor dieser einfachen Ankündigung hatte es eine Diskussion mit dem „Ältesten“ gegeben, der die Ankündigung gemacht hatte. Vlasis und ich hatten ihm alles erzählt, was passiert war, und er fiel aus allen Wolken. Er erklärte sich jedoch dazu bereit, an dem Fall mitzuwirken, in der Hoffnung, dass die Angelegenheit dort verbleibt. Sie wiesen mich nur noch einmal darauf hin, dass die Angelegenheit in Ruhe gelassen werden müsse. - „Bruder“ willst du mit mir die Argumente diskutieren, die ich gefunden habe, damit du mich korrigieren kannst, wenn ich falsch liege? So würde sich das Problembeseitigen! Schlug ich vor. Die Antwort war negativ, und ähnlich wie die von Vlasi. Das konnte ich nicht verstehen! Gab es denn keinerlei Anzeichen von Vernunft bei diesen Menschen? Konnten sie denn nicht erkennen, dass sie auf diese Weise geblendet wurden? Warum gingen sie dann zu den anderen und sagten ihnen sie sollten die Wahrheit unvoreingenommen untersuchen? Tag für Tag begann ich negative Gefühle für die Organisation zu entwickeln, dafür dass sie sie zu diesem Verhalten gebracht hatte. Ich ließ jedoch immer noch die Möglichkeit offen, dass all dies ein Irrtum meinerseits war und dass die Organisation irgendwann ihren willkürlichen Titel als „die Organisation Gottes“ rechtfertigen würde. |
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