AUF DER SUCHE NACH DER WAHRHEIT
Ein Buch über die Zeugen Jehovas von Nickolas Mawromagulos
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Kapitel 22 Der Ausschluss eines Freundes NICOS ERZÄHLUNG Jahre lang war mein Klassenkamerad und Freund George ins Ausland gegangen. In dieser Zeit hatte er mehr „Fortschritte“ gemacht als ich. Er war mit dem Militärdienst fertig, bevor wir uns in der Highschool kennenlernten, und hatte keine Probleme mit der Inhaftierung. So war er in der Hierarchie der Organisation aufgestiegen und ein „Ältester“ geworden. Nachdem er wenige Jahre in der Zentrale der Organisation in den Vereinigten Staaten von Amerika gearbeitet hatte, war er vor kurzem, nach Griechenland zurückgekehrt und diente der Organisation in der englischsprachigen „Kirche“. Ein paar Monate zuvor hatte er mich besucht und war sehr traurig. Als ich ihn fragte, was mit ihm los war, vermied er es, es mir zu sagen. Er sagte mir nur: Manche wollen mich eliminieren. Ich weiß viel über sie, und sie fürchten um ihre Position. Sie wollen mich aus der Organisation des Herrn rauswerfen. - Wer sind sie, und warum wollen sie dich ausschließen? Fragte ich ihn. - Lass mal Nico, je weniger du weißt, desto besser. Und erzähl niemandem etwas von unserem Gespräch, sonst werden wir beide ausgeschlossen, bevor du „Kümmel“ sagen kannst. Ich habe nicht darauf bestanden, und so trennten sich unsere Wege, ohne dass ich von seinen Problemen erfuhr. Ein Paar Monate später, lud er mich zu seiner Hochzeit ein, die in ein paar Wochen stattfinden sollte. Doch ein paar Tage vor der Hochzeit, erfuhr ich, dass er an einem anderen Datum geheiratet hat als er angekündigt hatte, und dass er gleich danach ausgeschlossen wurde. Das war ein heftiger Schock für mich. „Aber wenn dieser wunderbare Mann ausgeschlossen wurde, was müssten sie dann erst mit mir machen?“ Fragte ich mich. Ich habe nach dem Grund seines Ausschlusses gefragt und sie sagten mir: „Abtrünnigkeit“. Aber ist das denn möglich? George ein Abtrünniger? Er hat im Bethel gedient und kennt die Mitglieder der Leitenden Körperschaft einzeln. Beschwerte ich mich. - Er ist mit Friscula, dem Anführer der Abtrünnigen mit gegangen, sie haben zusammen in derselben „Kirche“ gedient und er hat sich mitreißen lassen! Antworteten sie mir.… War er denn nicht etwa auch ein Mitglied der 144000? Jeder kann fallen! Ich fühlte mich schrecklich. „Alle meine Bemühungen für diesen Menschen, seine Fortschritte, all das war umsonst?“ Dachte ich immer wieder. „Hatte er vielleicht Recht und sie hatten ihn zu Unrecht ausgeschlossen?“ Aber die Tatsache, dass er mit Friscula mitgegangen war, reichte aus damit ich ihn als Abtrünnigen bezeichnete. Der Name Friscula war zu dieser Zeit oft unter den Zeugen zu hören. Es war der Mann der bei seinen Vorträgen als „Zeuge“ Menschenmassen anlockte. Bei den Kongressen schauten wir ihm alle mit offenem Mund zu. Und vor nicht all zu langer Zeit wurde er wegen Abtrünnigkeit ausgeschlossen. Wir alle sagten, dass er sich aus Stolz wie der Teufel eigene Lehren und Anhänger gemacht hatte. Vor einiger Zeit hatte er sogar in der Zeitung zwei „Zeugen“ angeprangert, die mit Videokamaras die Abtrünnigen beobachteten, die sich zu ihrem jeweiligem „Gedächnismahl des Herren“, ein Fest, das die „Zeugen“ einmal im Jahr feiern versammelten. Dann griff die Polizei ein und verhaftete die „Zeugen“, die illegal zuschauten. Obwohl sie von der Leitung des griechischen Bethels dorthin geschickt wurden, logen sie vor Gericht und sagten aus, dass sie eine ihrer Verwandten beobachteten. Natürlich wurden sie verurteilt, aber auch keiner von uns hat ihnen ihre Entschuldigung geglaubt. Einige skandalisierte dieses Ereignis sogar so sehr dass sie die Wachturmorganisation verließen. Ich glaubte nicht wirklich, dass mein Freund bei den Abtrünnigen war, und ich dachte daran ihn vielleicht anzurufen, um es selbst herauszufinden. Aber was wenn er trotz seines vielleicht ungerechten Ausschlusses der Organisation gegenüber loyal war, und den Ältesten gegenüber bezeugte, dass ich einen Ausgeschlossenen anrief? Dann wäre ich auch in ernsthaften Schwierigkeiten! Und so traf ich keine solche Entscheidung. Aber ich hielt die Ohren für alles offen was mit Abtrünnigen zutun hatte. Vielleicht würde ich so erfahren was los ist. Bald jedoch wurde meine Lust auf Neuigkeiten von den Abtrünnigen abrupt verdorben. Eines Morgens veröffentlichten einige Zeitungen ein Foto von Friscula, der zu einem Publikum sprach, unter dem sich auch Priester befanden. Der betreffende Artikel, der sich auf die von ihm gehaltene Rede bezog, enthielt einen Haufen Lügen gegen die Organisation. Auf dem Foto war auch mein Freund George zu sehen. - Wo er gelandet ist! Sagte ich. Lügen über die Organisation Gottes vor den Priestern zu erzählen! Nun war ich mir sicher, dass er ein Abtrünniger war. Aber unter den Abtrünnigen wurden auch die Worte eines ehemaligen „Zeugen“ mit dem ich gemeinsam im Gefängnis war veröffentlicht. Und außer ihm war da auch noch Stamatis, der mich auf das Gefängnis vorbereitet hatte! Sie waren beide Menschen, die ich sehr respektierte. Und jetzt waren sie Abtrünnige! Was ich damals leider nicht wusste, war, dass all die Lügen in den Zeitungen nicht von den Abtrünnigen, sondern von skrupellosen Journalisten, die ihre eigenen Worte einfügten, um die Auflage ihrer Zeitung zu erhöhen stammten. Und während zu dieser Zeit die „Zeugen“ des Landes die Organisation in Scharen verließen, wurde von diesem Tag an die Welle des Glaubensabfalls gestoppt. Jeder war sich inzwischen sicher, dass die Abtrünnigen Lügner waren! Und die Verantwortung dafür lag bei diesen skrupellosen Journalisten! Aber dies wussten nur die, die bei Frisculas Rede dabei waren! Von diesem Tag an begann ich, die Abtrünnigen bei jeder Gelegenheit,und sogar in meinen Vorträgen bei den Versammlungen zu beschuldigen. „Die Lügner, die es wagten die Organisation des Herren vor Priestern zu beschuldigen, mussten bloßgestellt werden!“ Doch eines Tages klingelte das Telefon im Laden. Ich nahm den Anruf entgegen und war überrascht darüber Georges Stimme zu hören. - Hallo Nico! Wie geht es dir? Ich bin es George! Hörte ich seine Stimme am anderen Ende. Ich verzichtete darauf, ihn zu begrüßen, wie es sich für einen Abtrünnigen gehörte. - Mir geht es gut! Ist es wahr, dass du ein Abtrünniger bist? Fragte ich. - Nein! Sie haben mich mit falschen Zeugen reingelegt! Ich… - Du lügst! Ich habe dich in der Zeitung gesehen, und wir haben uns nichts mehr zu sagen, bis du bereust und zur Organisation Gottes zurückkehrst! Sagte ich und war kurz davor, den Hörer aufzulegen. - Er schaffte es noch zu sagen, Friscula hat nicht das gesagt, was die Zeitung geschrieben hat… und ich legte auf. - Ich fühlte mich furchtbar! Und mein Verhalten ihm gegenüber war ebenso furchtbar! Aber ich musste mich an das halten, wovon ich dachte dass es so in der Bibel geschrieben steht, dass ich also zu den Abtrünnigen „nicht einmal hallo sagen sollte!“ |
Formatierungsdatei 4-8-2021.
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