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Die Stellung der Frau in der Kirche nach 1. Kor 11, 2-16Vater Johannes Nothhaas |
Die Zulassung der Frau zum geistlichen Amt hat ihren Ursprung im Protestantismus und erforderte zwei Bedingungen: 1. die Abschaffung der theologischen Begründung des geistlichen Amtes, 2. die politische Emanzipation der Frau. Ersteres ergab sich aus der Entwicklung der reformatorischen Kirchen hin zum Protestantismus. Zweites ergab sich nach dem ersten Weltkrieg, als die Frauen in den demokratischen Staaten das Wahlrecht und den Zugang zu den Universitäten erstritten hatten. Nachdem diese beiden Bedingungen erfüllt waren, konnte die Forderung erhoben, auch Frauen zum geistlichen Amt zuzulassen. Voraussetzung war die Reduktion des geistlichen Amtes auf eine innerweltliche, organisatorische Größe. Der wegen seiner Schleier- bzw. Verhüllungsproblematik unscheinbare Abschnitt 1. Kor. 11,2 -16 darf in seiner Aussage zur Stellung der Frau in der Kirche nicht unterschätzt werden. Er steht in dem Teil des Briefes an die Korinther, in dem Paulus die Fragen des Gottesdienstes klärt. Im 11. Kapitel spiegelt sich dessen Ablauf insofern, als der Apostel in der ersten Hälfte auf Fragen im katechetischen Teil und in der zweiten auf solche im eucharistischen Teil eingeht. Wir beschränken uns auf die erste Hälfte des Kapitels. An der Oberfläche des Konflikts um die Kopfbedeckung scheint es um eine rein kulturelle Frage zu gehen. Doch bei genauerem Hinsehen ergibt sich, dass die korinthischen Frauen sich weigern, den Kopf zu bedecken, weil sie sich nicht von den Männern und deren Funktion im Gottesdienst unterscheiden wollen. Nimmt man noch hinzu, dass sie auch die Redefreiheit, fordern ( 1. Kor 14,34 ), dann ist hier eine emanzipatorische Tendenz zu erkennen. Sie opponieren gegen Einschränkungen für Frauen, vielleicht sogar mit Berufung auf die Joel-prophetie, dass der Geist auf Söhne und Töchter in gleicher Weise ausgegossen sei (Joel 3,1 ). Dies ist natürlich ein starkes Argument, das der Apostel nicht einfach mit einer Aufforderung zur Ordnung abtun kann. Er ist gefordert diese Provokation, die gegen die Tradition der jungen Kirche verstößt, mit einem noch stärkeren Argument zu überwinden. Das Erste, was solch eine Konfrontation erfordert, ist der Hinweis auf die Kompetenz, dem dann die inhaltlichen Argumente folgen. Genau dies geschieht hier. In den Versen 2 - 3a klärt der Apostel seine Kompetenz und lässt dann eine Reihe von Argumenten folgen, mit dem gewichtigsten beginnend. Bei einer Übersicht über 1. Kor 11,2 - 16 fällt auf, dass von Vers 2 - 12 ein strenger unterweisender Stil vorherrscht, der von Vers 12 - 16 in eine lokkeren Diskussion übergeht. - Schon die Einleitung bestätigt dies. Das Verb am Anfang ist im Griechischen nicht einfaches, sondern ein verstärktes Loben, im Sinne von. „ich belobige euch Gemeint ist nicht das Loben auf gleicher Ebene, sondern ein solches von einer übergeordneten Person an seine Mitarbeiter - Das „gedenken in allen Stücken" bezieht sich auf bestimmte Inhalte der Verkündigung des Apostels. - Die Phrase „dass ihr .... an den Überlieferungen festhaltet, wie ich sie euch überliefert habe", ist von gravierender Bedeutung. Allein schon der gleiche Wortstamm bei „Überlieferungen überliefern", ist ein stilistisches Mittel, um dem Ausdruck höchstes Gewicht zu verleihen. Außerdem handelt es sich bei dem Wort „Überlieferung" oder „Tradition" um den Ausdruck, der im Neuen Testament die Glaubensinhalte bezeichnet. „Überlieferung überliefern" ist paulinische Traditionsterminologie, die hier wie an den Stellen 1. K 11,23 - 26, (die Einsetzung des Herrnmahles) und 1. K 15,3-4, (das Bekenntnis zur Erscheinung des Auferstandenen) kurze Glaubensformeln einleitet. „Überlieferung" oder „Tradition" bezeichnet das heilsnotwendige Glaubensgut der Kirche. Auch das Wort „festhalten" gehört zu diesem Wortkreis. - Die oben genannte Phrasein 1. K 11,2 leitet auch hier solch eine kurze Bekenntnisformel ein, die von gleichem Rang ist wie die Einsetzung des Herrnmahles und das Bekenntnis zum Auferstandenen. - Voran steht noch eine Unterweisungsformel. „Ich will dass ihr wisst, Sie ist die stärkste unter ähnlichen Formeln wie : „Wisst ihr nicht, .." oder „Ich will nicht, dass ihr nicht wisst". Sie ist einmalig im paulinischen Briefkorpus. Nach dieser Einleitung, die den Briefempfängern die Kompetenz des Apostels für das nun Folgende, deutlich machen soll, folgt das Bekenntnis: „Christus ist eines jeden Mannes Haupt; der Mann aber ist das Haupt der Frau; Gott aber ist das Haupt Christi". Durch die vorgesetzte Einleitung ist deutlich gesagt, dass es sich hier um eine theologische Aussage handelt, die zeitlose Gültigkeit hat. Hier handelt es sich weder um eine persönliche Idee des Apostels, noch um eine zeitgebundene soziale Denkstruktur, wie in allen liberalen und feministischen Auslegungen dieser Stelle behauptet wird, sondern um die Heilsordnung des Neuen Bundes, verbindliche Glaubensaussage der jungen Kirche. Auf dieses erste und gewichtigste Argument folgt das zweite, mit dem sich Paulus auf die Schöpfüung von Mann und Frau beruft. Es sind drei Unterargumente: 1. Der Mann als Bild und Glanz Gottes, und als Vermittler des Glanzes Gottes an die Frau ( 1. Moses 1,27) 2. Der Mann, Erstgeschaffener (1.Moses 2,22) 3. Die Frau um des Mannes willen geschaffen (1. Moses 2,18 ). Mit diesen drei Argumenten aus der Schöpfungsordnung bestätigt Paulus die Heilsordnung des Neuen Bundes. Diesen Schriftbeweisen, für wie zeitbedingt man sie auch halten mag, kann man ihre theologische Intention nicht absprechen. Eine theologische Aussage des Textes zu anullieren, heißt: Die Wissenschaft überschreitet ihre Kompetenzen. Die Feststellung des Unterschieds zwischen Mann und Frau von der Schöpfungsordnung her, könnte als Wertminderung der Frau verstanden werden. Deswegen schafft Paulus sofort ein Gegengewicht mit der Betonung der Gleichwertigkeit beider Geschlechter: „Jedoch ist weder die Frau ohne den Mann, noch der Mann ohne die Frau im Herrn. Denn wie die Frau aus dem Manne, so ist auch der Mann durch die Frau; .." ( 1. Kor 11,12 ). Paulus hält an dem Nebeneinander von Unterschied und Gleichwertigkeit der Geschlechter fest. - Nach diesen beiden theologischen Argumenten folgen ein philosophisch begründetes mit Berufung auf die stoische Naturauffassung und ein ironisch formuliertes Ordnungsargument, wenn alle Einsicht in die bisherigen Argumente fehlt. Mit dieser Argumentenkette will Paulus den Frauen sagen, dass ihr Anliegen, Einforderung der gleichen Rechte wie die Männer, gegen die Heilsordnung des Neuen Bundes und gegen die Schöpfungsordnung verstößt. Die Verweigerung der Kopfbedeckung, die sonst ein kulturelles Anliegen ist, wird in der christlichen Gemeinde mit ihrer Tradition zum Zeichen einer Häresie. Im Zusammenhang mit der Herstellung der Ordnung im Gottesdienst in Korinth ist die Stellung der Frau hier eine untergeordnete analog der Unterordnung des Mannes unter Christus und dessen Unterordnung unter den Ratschluss Gottes. Schon an dieser Stelle ist entschieden, warum die Frauen im Gottesdienst nicht predigen und damit keine Vorsteherfunktion einnehmen können, wie sie hinter der Aussage von 1. Kor 14,34 gefordert wird. Wie absurd es ist, hier die Machtfrage zu stellen, wird deutlich, wenn man sie ebenso für Christus Gott gegenüber stellt.
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