Die
Seltenheit der Zeugnisse
Nichtchristliche Quellen aus zwei Jahrhunderten
Autoren des
2. Jahrhunderts
1.
Flavius Josephus
8.
Numenios
2. Pontius
Pilatus
9. Phlegon
3.
Thallus
10. Galenos
4. Mara Bar Serapion
11. Lukian
5.
Tacitus
12. Celsus
6.
Sueton
13. Zeugnisse von
Häretikern
7.
Plinius der Jüngere
14. Rabbinische
Literatur
|
Die Seltenheit der
Zeugnisse
Bevor die
nichtchristlichen Zeugnisse über die Historizität der Person
Jesu Christi aufgeführt werden, lohnt es sich, eine
Anmerkung über die Anzahl dieser Aussagen zu machen.
Es
sind deren wenige. Obwohl die wichtigsten Geschehnisse im
Leben Christi und der Anfänge Seiner Kirche, wie sie in
nichtchristlichen Quellen bezeugt werden, deutlich genug
sind, gibt es nur wenige solcher Zeugnisse. Wenn man jedoch
die Dinge näher betrachtet, wird man sehen, dass
letztendlich das Merkwürdige nicht die Seltenheit
der Berichte über Jesus ist, sondern die Tatsache, dass
seine Zeitgenossen, nicht christliche Autoren, das Werk
Christi überhaupt einer Erwähnung für wert erachteten, wenn
auch in begrenztem Umfang.
Die
Erklärung dafür ist, dass zu der Zeit, als das Christentum
entstand, religiöse Angelegenheiten in der Regel kaum
Interesse bei den Philosophen oder bei der gebildeten Klasse
hervorriefen. Die Intellektuellen damals betrachteten - in
Übereinstimmung mit Gibbon (aber mit auch den Worten Christi
selbst) - alle Religionen gleichermaßen als Lüge. Vielleicht
passten sie sich äußerlich noch ihren Forderungen an,
innerlich aber waren sie nicht nur schwankend geworden,
sondern gänzlich ungläubig. Die Aufmerksamkeit der
Schriftsteller war hauptsächlich auf politische Ereignisse
gerichtet, während geschichtliche oder kulturelle
Vorkommnisse an zweiter Stelle standen.
Wenn aber
diese Schriftsteller jede Religion gleichgültig ließ, so
rief die Religion der Juden mehr als alles ihre Abneigung
und Verachtung hervor. Denn in jener Epoche war einerseits
der wahre Gott der Juden für die meisten ein paradoxes,
unverständliches und gänzlich fremdes Wesen, und
andererseits waren die Juden ein verhasstes Volk, das
Verachtung und Feindschaft unter den Völkern verdiente. Als
natürliche Folge also konnte das Christentum, das aus dem
Schoß des Judentums hervorgegangen war, nicht das Interesse
der heidnischen Schriftsteller wecken. Zudem wurde es
anfangs nur für eine Sekte unter all den anderen Sekten des
Judentums gehalten, welche sich damals in großer Zahl
entfalteten und die aufgrund ihrer Streitigkeiten
miteinander und ihrer abstoßenden Bräuche und Rituale nicht
in der Lage waren, das ernsthafte Interesse irgendeines
heidnischen Beobachters zu wecken.
Außerdem
war Jesus für die heidnischen Schriftsteller in den ersten
Jahren des Christentums, als es noch nicht als die religiöse
Bewegung aufgetaucht war, die die Welt in ihren Grundfesten
erschüttern sollte, einfach ein junger Jude, der von seinen
Landsleuten hingerichtet worden war wie so viele andere
vornehme Leute und Adlige, die zu Tausenden von Herodes und
seinen römischen Nachfolgern ermordet wurden. Als z.B.
Porcius Festus, der römische Statthalter von Palästina,
König Agrippa die Anklage gegen Paulus vorträgt, spricht er
vom Christentum als handele es sich um einen Aberglauben,
der die Juden betrifft, und über den Gründer des
Christentums spricht er als von einem "gewissen Jesus ...
der gestorben ist, von dem Paulus aber
behauptet, er lebe." (Apostelgeschichte 25,19; Greg.
Papamichail, „Ο Ιησούς ως ιστορικόν
πρόσωπον", 2. Aufl., Athen 1923, S. 104.) Hingegen werden
Thevda, Judas den Gavloniti und Matthias Margaloth, die
Zeitgenossen Jesu waren und die Rolle des Messias für sich
beanspruchten, die sich gegen die römische Macht wendeten
und von ihr vernichtet wurden, von diesen Schriftstellern
überhaupt nicht erwähnt. Dieses Schweigen der heidnischen
Schriftsteller, was diese „Pseudo-Messiasse" betrifft,
überrascht uns weder noch wundert es uns. Aber warum wundern
wir uns, wenn dieselben Schriftsteller auch kein (besonderes)
Interesse für Jesus gezeigt haben? Die heidnischen
Schriftsteller, die sich weit weg vom Judentum befanden,
hielten vielleicht auch Jesus anfangs für einen
Aufständischen oder irgendeinen Hitzkopf, einen, der
absurdes Zeug redet, und der, nachdem er sich heftig gegen
seine eigenen Landsleute gewendet hatte, von ihnen
gekreuzigt und von der römischen Macht zerrieben wurde.
Natürlich
beurteilen wir heute diese Epoche rückblickend auf die
riesigen Veränderungen, die das Christentum ins Leben der
Menschheit gebracht hat, und wir stehen unter dem starken
Eindruck, den diese große Veränderung geistig in uns
hervorgerufen hat. Und wir stellen uns etwa vor, dass diese
große Kraft des Christentums von Anfang an so erschienen sei,
wie wir sie heute sehen. Wir vergessen, dass dieser
großartige Berg, der die ganze Welt erobert hat, am Anfang
wie ein kleines Steinchen zur Erde geworfen wurde, äußerlich
klein, innen jedoch von wunderbarer, aber unsichtbarer
Kraft. Das Christentum erschien weder als Stoß einer
gewaltsamen Macht noch als Schlag eines blitzschnellen
Umsturzes, wodurch sein Erscheinen allen wahrnehmbar
geworden wäre. Die Art und Weise, wie das Christentum
erschien und sich verbreitet hat, ist vielmehr einer leisen,
aber ständig arbeitenden Gärung vergleichbar, die ohne
lautstarke Explosionen schweigsam den Teig mit der Hefe
mischt. Wer hätte also zu Beginn die zukünftige Verbreitung
des neuen Glaubens und seine ungeheuren Wirkungen
vorausahnen können, die Spuren, die sein Erscheinen in der
Geschichte der Welt hinterlassen würde? Das macht
verständlich, weshalb Philo keinerlei Angaben macht. Philo,
der zwischen 15 und 21 vor Christus geboren und 40 nach
Christus gestorben ist, erwähnt Jesus nicht nur deshalb
nicht, weil er kein Historiker war, sondern auch deshalb,
weil er es einfach nicht geschafft hat, die Bewegung um
Jesus gut kennen zu lernen, und er überdies zu einem
Zeitpunkt gestorben ist, als der Hass, der Jesus von seinen
eigenen, noch lebenden Landsleuten entgegengebracht wurde,
immer noch schwelte und auch die Führer seiner Nation, die
Jesus getötet hatten, noch am Leben waren.
Man könnte
hinzufügen, dass die damaligen Kommunikations- und
Verkehrsmittel weder die Mittel der heutigen
Informationsgesellschaft noch die Mittel aus der Zeit der
Dampfmaschinen waren. Die Verbreitung einer Nachricht von
einer Provinz zur anderen dauerte Monate, geschweige denn,
dass ein entfernter Beobachter ihre Authentizität hätte
überprüfen können.
Und was
diese heidnischen Schriftsteller betrifft, die sich unter
dem direkten Einfluss des Götzendienstes befanden, von dem
sie sich nicht befreien konnten, ihnen war die Dummheit der
evangelischen Predigt nur verächtlich. Dagegen gab es
unzweifelhaft auch viele Intellektuelle jener Epoche, die
sich mit dem Christentum und den Erzählungen über seinen
Gründer mit der notwendigen Sorgfalt beschäftigten. Diese
Schriftsteller, die entweder aus dem Judentum kamen oder
Heiden waren, wurden von der übernatürlichen Schönheit Jesu
Christi überwältigt und wurden Christen. So Justinus
der Philosoph und Märtyrer, Kordatos,
Aristides, Miltiades,
Meliton, Athenagoras und
andere, deren Zeugnisse über Christus zu denen, die der
heidnischen Welt entstammen, hinzugezählt werden können.
Und diese
Zeugnisse sind deswegen noch bedeutender, da sie sich auch
in Apologien befinden, die an die Kaiser gerichtet waren,
wodurch sie gewissermaßen die Form einer Herausforderung an
die heidnische Welt gewannen. De la Boullaye („Jesus et l'
histoire"[1],
Conference II, Paris 1929, S. 7) meint zu Recht, dass diese
Schriftsteller mutig gewesen sein müssen, da sie die
schwankenden Mythen des Heidentums gnadenlos verspotteten
und die christlichen Geschehnisse als Ereignisse vorstellten,
die nicht im Geheimen, sondern in aller Öffentlichkeit
geschahen, ohne ihre Kontrolle im vollen Licht des Tages
fürchten zu müssen. Diese Apologien hebt de la Boullaye zu
Recht auch deswegen hervor, weil diese Zeugnisse von
verschiedenen Orten der auf der ganzen (antiken) Welt
verbreiteten Kirche stammen, nämlich von Syrien,
Griechenland, Alexandria, Rom, und daher nicht nur ein
persönliches Zeugnis der Schriftsteller darstellen, sondern
das gemeinsame Zeugnis der Kirchen vertreten, da sie von den
Kirchen akzeptiert und gebilligt wurden als getreues Echo
ihrer eigenen Überzeugungen.
Diese
Ausführungen waren notwendig zum Verständnis des
Stillschweigens der nicht-christlichen Schriftsteller; wir
wollen uns nun im Einzelnen den uns erhalten gebliebenen
Zeugnissen zuwenden.
1.
Josephus
Betrachten wir zunächst das Zeugnis von Josephus,
welches das älteste Zeugnis über Jesus ist, das von
nicht-christlichen Schriftstellern vorliegt. Josephus
wurde 37 n. Chr. geboren und ist zwischen 94 und 100
gestorben. Die erste und umfangreichste Erwähnung, das
sogenannte Testimonium Flavianum (Zeugnis von
Flavius Zeugnis, abgekürzt TF), gilt denen, die seine
Bedeutung verschleiern möchten, als zweifelhaft. Wir
wollen im Folgenden darlegen, warum wir es für
glaubwürdig halten.
Dieses
Zeugnis ist eine Stelle, wo Josephus den Glauben der
ersten Kirche Jerusalems an Jesus ausführlich erwähnt.
Man bekommt den Eindruck, dass dieses Zeugnis nicht von
einem Juden, der nicht geglaubt hat, sondern eher von
einem Christen stammt, der den Gekreuzigten als Christus
und Retter anerkennt. Genau deshalb wurde in den letzten
Jahrhunderten die Echtheit dieser Stelle bezweifelt.
Diese Stelle ist jedoch in allen erhaltenen
Handschriften von Josephus, den „Antiquitates Judaicae"[2],
enthalten, dennoch behaupteten viele, dass sie eine
Einfügung von christlicher Hand sei.
Doch
ist die Behauptung, dass der gesamte Abschnitt in
Josephus Text von fremder Hand eingefügt wurde, eine
unbegründete Hypothese. Denn es ist nicht erklärlich,
wie alle Handschriften gefälscht werden konnten, ohne
dass auch nur eine einzige übrig blieb, die von der
begangenen Fälschung zeugen würde (vgl. L. de
Grandmaison, „Jesus-Christ", in: A.d'Ales, Dictionnaire
Apologetique, 4. Aufl. 1924, Bd. ΙΙ, Zeile 1296, Fußnote).
Zusätzlich erwähnt Josephus an anderen Stellen seiner "Altertümer"
(XVIII 5, 2; XX 9, 1) den Tod von Johannes dem Täufer
und die Verurteilung von Jakob, dem Bruder des "Jesus,
der Christus genannt wird". Die Echtheit dieser Stellen
könnte nur eine jedes Maß übersteigende Willkür
bezweifeln. Es macht also keinen Sinn, dass einer, der
Johannes, Jakob und Jesus, den sogenannten Christus,
erwähnt, andererseits vollkommen stillschweigen und
Jesus mit keinem Wort erwähnen sollte.
Andererseits spricht gegen die Echtheit dieses
Zeugnisses, dass der darin enthaltene Satz "dieser ist
der Christus" ("ο Χριστός ούτος ην") den Glauben
Josephus an Jesus als Messias andeutet, was von Origenes
nicht akzeptiert wird ("Κατά Κέλσου"[3]
Ι, 47 und über Matthäus Χ, 17), denn er bestätigt
ausdrücklich, dass Josephus nicht geglaubt hat. Dagegen
spricht auch, dass dieses Zeugnis bei keinem der
christlichen Schriftsteller vorkommt, weder bei Justinus,
noch bei Tertullian, noch bei Clemens von Alexandrien,
noch bei Origenes, wo doch seine Bedeutung als Beweis
unschätzbar ist. Der erste, der es erwähnt, ist Eusebios
(„Historia Ecclesiastica"[4]
Ι, 11).
Gegen
die Bemerkung, dass dieses Zeugnis in allen uns erhalten
gebliebenen Handschriften des Josephus auftaucht, könnte
man einwenden, dass keine von ihnen besonders alt ist
und dass sich der bestimmte Abschnitt nicht in allen
Handschriften an derselben Stelle befindet. Zudem stand
Josephus politisch auf Roms Seite und vermied deswegen
jede Anspielung auf Israels messianische Hoffnungen,
wodurch nationale Ideale gegen das Weltreich Rom geweckt
worden wären, und das erklärt völlig, warum Josephus der
Person Christi gegenüber Schweigen bewahrt hätte. (Über
dieses Schweigen siehe Pierre Batiffol, "Le silence de
Josephe"[5]
in: Orpheus et l' Evangile, Paris 1910, S. 4-24. Die
Gründe für und gegen die Echtheit dieser Stelle siehe
bei Greg. Papamichail, "Ο Ιησούς ως ιστορικόν πρόσωπον"[6],
2. Aufl., Athen 1923, S. 137-143. Siehe auch die
reichhaltige Bibliographie der Forschung über diese
Stelle, ihre Echtheit und die Ansichten der entsprechenden
Schriftsteller, s. Hittinger, Apologetique, S. 410-411.)
Die Mittelposition jedoch, nach der an dieser Stelle
später ein paar kurze Sätze aus christlicher Hand
eingefügt wurden, können wir aus internen Gründen nicht
für unmöglich halten (G. M. Muller, "Christus in Flavius
Josephus", 2. Aufl. 1895, S. 31-43).
Für
die Echtheit dieser Stelle bei Josephus sprach sich F.
C. Burkitt in einer Forschung mit dem Titel "Josephus
and Christ" aus. (Veröffentlicht in "Actes du IVe
Congres international d' Histoire des religions, tenu a
Leide du 9 au 13 Septembre 1912", Leiden 1913.) A.
Harnack übernahm Burkitts Auffassung und unterstützte
sie geistreich ("Der jüdische Geschichtsschreiber
Josephus und Jesus Christus", in: Internationale
Monatsschrift VII, 1913 S. 1037 ff), und ebenso W.
Emery Barnes (in: "Contemporary Review", Januar 1914).
Unter denjenigen, die die Echtheit der ganzen Stelle
akzeptierten, zählen Hettinger und Godet (Conferences
Apologetiques III, Les miracles, Seite 5. Auch Renan
zweifelte nicht an der Echtheit des Abschnittes ("Vie de
Jesus"[7],
S. X, in der Einleitung).
Wir
zitieren den Textabschnitt, wie er bei Josephus steht,
wobei die Teile, die wahrscheinlich später hinzugefügt
wurden, in eckigen Klammern stehen. An den Stellen in
Fettdruck zweifelt kein ernsthafter Forscher.
"Γίγνεται δε κατά τούτον τον χρόνον Ιησούς,
σοφός ανήρ [ει γε άνδρα αυτόν λέγειν χρη. Ήν
γαρ παραδόξων έργων ποιητής, διδάσκαλος ανθρώπων των
ηδονή ταληθή δεχομένων]. Και πολλούς μεν
Ιουδαίους, πολλούς δε και από τού Ελληνικού επηγάγετο.
[Ο Χριστός ούτος ην.] Και αυτόν, ενδείξει των
πρώτων ανδρών παρ' ημίν σταυρώ επιτετμηκότος Πιλάτου,
ουκ επαύσατο οι το πρώτον αυτόν αγαπήσαντες. [εφάνη
γαρ αυτοίς τρίτην έχων ημέραν πάλιν ζων, των θείων
προφητών ταυτά τε και άλλα μύρια θαυμάσια περί αυτού
ειρηκότων.] εισέτι τε νυν τών Χριστιανών από
τούδε ωνομασμένων ουκ επέλιπε το φύλον" (Ιουδαϊκές
Αρχαιότητες XVIII 3, 3).
Die
sinngemäße Übersetzung der nicht umstrittenen Stellen
lautet:
„Damals
gab es einen weisen Mann, Jesus. Und viele Juden und
viele aus anderen Völkern sind ihm gefolgt. Pilatos hat
ihn auf Vorschlag von unseren Männern, die an der Macht
waren, zum Kreuzestod verurteilt. Aber diejenigen, die
ihn von Anfang an geliebt haben, sind nicht stehen
geblieben. Seitdem ist die Generation derer, die
Christen genannt wurden, weiter gewachsen".
Dasselbe Zeugnis von Josephus befindet sich in: "Kitab
al - 'Unwan"[8],
Geschichte der Welt seit der Schöpfung bis zum Jahr
941/942 n.Chr., von dem Agapius, arabischer Christ und
Bischof von Hierapolis im 10. Jh., eine Abschrift machte.
Es handelt sich dabei um einen gemäßigten Text:
"Damals gab es einen Weisen, Jesus genannt. Und sein
Verhalten war gut und er war bekannt als ein
tugendhafter Mensch. Und viele Juden und viele aus
anderen Völkern wurden seine Schüler.
Pilatos hat ihn zum Tod am Kreuz verurteilt. Diejenigen,
die seine Schüler wurden, haben seine Lehre nicht
aufgegeben. Sie haben erzählt, dass er ihnen nach seiner
Kreuzigung erschienen hat und dass er am Leben war. Er
könnte also der Messias gewesen sein, über den die
Propheten Wunder verkündet haben".
Wir
fassen die Argumente zusammen:
a) TF
befindet sich in jeder erhaltenen Handschrift der "Antiquitates
Judaicae"[9],
ebenso im "Codex Ambrosianus" (11. Jh.), im "Codex
Vaticanus" (14. Jh.) und im "Codex Markianus" (15. Jh.).
Sollte das gesamte Zeugnis gefälscht sein, dann müsste
man annehmen, dass ausnahmslos ALLE alten Handschriften
von Josephus (in denen angeblich Christus ursprünglich
nicht erwähnt wurde) in den Händen von Christen und gar
in Händen von LÜGNERN gewesen waren, die sie
abgeschrieben und das Zeugnis hinzugefügt hätten.
b) TF
wird zuerst von Eusebios erwähnt ("Historia
Ecclesiastica"[10]
1.11; Demonstratio Evangelicum 3.5). Es wird auch von
Sozomenos ("Historia Ecclesiastica" 1.1), von Nikephoros
("Historia Ecclesiastica" 1.39), vom Hl. Hieronymus ("De
Viris Illustribus" 13, Catal. Script. Eccles. 8), vom
Hl. Isidorus dem Pilousiotis (Brief 6.225), vom Hl.
Ambrosius, von Cassiodor und anderen erwähnt. Es scheint
in der Zeit dieser viel schreibenden Schriftsteller
KEINEN Zweifel an der Echtheit dieser Stelle gegeben zu
haben.
c)
Etlichen von uns aber stellt sich die Frage, warum die
kirchlichen Schriftsteller vor Eusebios, wie Justinus,
Origenes u.a. TF nicht erwähnen. Die Antwort ist einfach:
KEIN Gegner des Christentums in den ersten Jahren der
Kirche hat an der Historizität Christi gezweifelt, so
dass die früheren Apologeten sie nicht zu unterstützen
brauchten.
d)
Viele jedoch, auch Christen, halten Eusebios Pamphili,
Bischof von Caesarea, für keine besonders zuverlässige
Quelle. Ihrer Meinung nach ist Eusebios in seiner "Historia
Ecclesiastica[11]"
sicher, dass Christus und der König Abgar von Edessa "angeblichen"
Briefwechsel führten, was sonst von niemandem erwähnt
wird. Für sie ist es eindeutig, dass Eusebios gern
erfundene Texte verfasste, um die anderen von der
Existenz Christi zu überzeugen.
Aber
die "Historia Ecclesiastica" von Eusebios ist KEINE
Apologie, sondern die erste Kirchengeschichte, die
geschrieben wurde. D.h., er versucht hier nicht, uns zu
etwas zu überzeugen, sondern er stellte einfach so viele
Informationen über die Kirche und natürlich über ihren
Gründer Christus, zusammen, wie er finden konnte.
Darunter eben auch die erschütternden Daten über den
Briefwechsel Christi mit Abgar sowie mit dem Heiligen
Mandilius (s. Aggelos P. Sakketos, "Ιησούς Χριστός,
Ελληνισμός-Χριστιανισμός"[12],
Seite 501-534 und 584-591).
e)
Einige vertreten das alberne Argument, dass die
Platzierung von TF im Text unsicher sei, da sie bei
Eusebios ("Historia Ecclesiastica" 2.6) vor den Notizen
von Josephus über Pontius Pilatus steht, während sie
heute nach diesen Notizen kommt.
Allerdings ist das falsch. Denn Eusebios zitiert an der
betreffenden Stelle nicht das TF, sondern eine Anmerkung
von Josephus über Pontius Pilatus aus "De bello Judaico"[13].
f) Bei
Eusebios heißt es, dass Josephus erst nach Johannes dem
Täufer von Christus berichtet („Historia Ecclesiastica"
1.11), während er im Text von „Antiquitates Judaicae"
zuerst Christus (18.3.3) und dann Johannes den Täufer
(18.5.2) erwähnt. Daraus ziehen die Gegner der
Historizität Jesu den Schluss, dass das TF von Christen
gefälscht und in einigen Handschriften hinter den
Abschnitt über Johannes gestellt wurde. Man sollte
jedoch diese Erwähnung von Eusebios zum genaueren
Verständnis auf altgriechisch lesen. Eusebios meint
wahrscheinlich, dass Josephus AUSSER Johannes dem
VORLÄUFER auch Christus erwähnt.
g)
Manche meinen, dass Christus von Josephus im TF zu knapp
erwähnt wird, da doch die Erwähnung von Johannes dem
Täufer z.B. mehr als den doppelten Platz einnimmt.
Dieses Argument hat aber kein Gewicht. Professor
Sanders schreibt über das TF als "das beste objektive
Zeugnis der Bedeutung Jesu während seines Lebens. Die
Evangelien vermitteln den Eindruck, dass das ganze Volk
lebhaft an Jesus und den Ereignissen um ihn herum
interessiert war. Sicherlich hat er Interesse geweckt.
Falls man jedoch die generelle Wirkung der prophetischen
Gestalten nach dem Grad der von ihnen gestifteten Unruhe
misst, dann kommt man zu dem Schluss, dass Jesus in den
Augen der meisten seiner Zeitgenossen weniger wichtig
war als Johannes der Täufer." (S. 50-51). Sowieso war
Christus für die Mehrheit der Juden ein bedeutungsloser
Verurteilter (wie z.B. die gewöhnlichen Diebe).
h) Ein
christlicher Schriftsteller hätte über seinen Gott
niemals einen kleineren Text geschrieben als über Seinen
Wegbereiter Johannes, der nach seinen eigenen Worten
nicht würdig war, Seine Sandalen aufzuknüpfen.
i)
Viele glauben, dass der Satz «εισέτι τε νυν των
Χριστιανών από τούδε ωνομασμένων ουκ επέλιπε το φύλον»[14],
der sich am Ende des TF befindet, viel später als zur
Zeit Jesu Christi geschrieben wurde, und zwar von
Eusebios selbst. In Anbetracht dessen aber, dass die
Anhänger jedes «Pseudo-Messias» immer sehr schnell
wieder verschwanden, wie auch Gamaliel ausdrücklich sagt
(Apg.5,35-39), versteht man, dass es für die Juden
ungewöhnlich war, dass der Glaube an jemanden, der für
einen "Pseudo-Messias" gehalten wurde, mehrere
Jahrzehnte überlebt hätte. (Josephus hat die „Antiquitates
Judaicae" um 93 n. Chr. geschrieben.)
j)
Manche Kritiker glauben, dass das TF nicht zum Thema
gehört. Das wollen wir prüfen. Kapitel 3, wo sich das
Zeugnis befindet, beginnt mit dem Streit der Juden mit
Pontius Pilatus (18.3.1), wird fortgesetzt mit der
Unterschlagung von Kirchengeld durch Pontius Pilatus
(18.3.2), mit der Verurteilung von Christus durch
Pontius Pilatus (18.3.3), es folgt ein Skandal im Tempel
der Isis in Rom (18.3.4) und endet mit einem anderen
Skandal in Rom, der zum Exil der dort wohnenden Juden
führte (18.3.5). Welcher Teil passt also nicht zum Thema?
Doch wohl nicht der Abschnitt, der über Christus spricht!
k) Ein
Atheist, der sich oft als "unlesbar" erwiesen hat, der
Brite Steven Carr, versucht zu zeigen, dass man sich
auch auf Agapius nicht verlassen kann, weil Agapius das
TF aus dem Gedächtnis zitiere (wie Carr behauptet), und
nicht als wirkliches Zitat. Aber wie kann man sicher
sein, dass Agapius einen Text aus dem Gedächtnis
schreibt, von dem angenommen wird, dass er von dem
Christen Eusebios stammt? Und wenn das stimmen sollte,
wie kommt es dann zu solch einem Zufall, dass Agapius
keinen einzigen der im TF umstrittenen Sätze zitiert?
Wir wissen, dass die Araber außerordentlich gebildet
waren und die antiken Werke intensiv gelesen und
abgeschrieben haben. Das führt uns zu dem Schluss, dass
die Araber sicherlich bereits die ersten Handschriften
der „Antiquitates Judaicae" zur Verfügung gehabt und
abgeschrieben haben. Und so gelangte das TF bis zu
Agapius.
l)
Manche möchten vielleicht behaupten, dass es eigenartig
ist, dass Josephus von der Verurteilung Christi durch
den Römer Pilatus berichtet, ohne dabei den Pilatus zu
rechtfertigen, und auf diese Weise die Römer bloßstellt.
Es ist
aber nicht das erste Mal, dass Josephus die schlimmen
Taten von Pilatus und anderen Römern offenlegt. Zum
Beispiel wird in demselben Kapitel, in dem sich das TF
befindet, ebenso wie in den folgenden (nämlich in den
Kapiteln 3 und 4 des 18. Buches) viel Negatives über
Pontius Pilatus berichtet, von Blutbädern u.a. Die
Erwähnung der Verurteilung Christi gehört dazu.
m)
Manche haben folgendes Argument: Auch wenn das Zeugnis
von Josephus authentisch ist, so ist es doch weit nach
Christus geschrieben und daher unzuverlässig. Das ist
freilich nicht logisch. Wenn die Dinge so lägen, dann
müsste ein riesengroßer Teil der antiken Geschichte
verworfen werden, da nicht ALLE großen Historiker
Augenzeugen ALLER Ereignisse waren! Zum Beispiel, wie
Harris erwähnt, kommen die besten erhaltenen Erwähnungen
über Kaiser Tiberius (14-37 n.Chr.) von Historikern, die
ziemlich viel später gelebt haben, von Tacitus (etwa 115
n.Chr.), Sueton (etwa 120 n.Chr.) und Dion Cassius (230
n.Chr). Die Epoche, zu der Josephus die „Antiquitates
Judaicae" geschrieben hat, ist also kein Beweis für
seine Glaubwürdigkeit.
Im
Zusammenhang mit zwei weiteren Stellen in den „Antiquitates
Judaicae" beweist Josephus also nicht nur die
Historizität Jesu Christi, sondern weitere zentrale
Stellen der evangelischen Geschichte, die Historizität
nämlich von Johannes "den Täufer genannten" und seinen
Märtyrertod durch Herodes, wie auch die historische
Existenz von Jakob dem Bruder Christi, den die
Geschichte der ersten christlichen Kirche für einen
ihrer wichtigsten Unterstützer hält. Aber selbst wenn
man die bestimmte Stelle von Josephus über Jesus
Christus gar nicht berücksichtigen wollte, so würden
schon allein die Stellen über Johannes und Jakob als
indirekte Erwähnung Christi und seiner messianischen
Ansprüche reichen.
(Einige Daten der obigen Darstellung sind auch entnommen
aus P.Ν.Trebela „Απολογητικές Μελέτες"[15],
Bd. 5, S. 23-37, Athen, 4. Aufl. 1973).
2. Das Zeugnis von
Pontius Pilatus
Justinus und Tertullian bestätigen, dass es in Roms
Archiven zwei offizielle Berichte von Pontius
Pilatus an Kaiser Tiberius über die Verurteilung und
die Kreuzigung Jesu Christi gab, die heute
anscheinend nicht mehr erhalten sind. Der heilige
Märtyrer Justinus erwähnt zweifelsfrei zweimal die
Berichte von Pilatus über Christus (1. Apologie 35
und 48), ebenso wie Tertullian (Apologeticum 5 und
21, 24). Die Erwähnungen zweier Väter, die so nah an
den Ereignissen gelebt haben und sie in Zeiten der
Verfolgung geschrieben haben, wobei sie sich an die
Heiden wendeten, haben ein besonders Gewicht. Es
scheint, dass die Schriften von Pilatus zu einem
gewissen Zeitpunkt gefälscht wurden, so dass sie
einen blasphemischen Inhalt bekamen, wenn wir
Eusebios („Historia Ecclesiastica" 9.5.1) glauben
wollen. Schließlich werden Pilatus Schriften auch
vom heiligen Epiphanius erwähnt. („Αιρέσεις"[16],
50.1). Diese Schriften müssen jedoch von den
Apokryphen mit dem Titel „Acta Pilati" und „Επιστολή
Πιλάτου προς αυτοκράτορα Κλαύδιο"[17]
unterschieden werden, die später erschienen und
unter deren Pseudotiteln man einfach versucht hatte,
die ursprünglichen Schriften wieder zu sammeln. (s.
Brunet "Les evangiles apocryphes traduits et annotes",
2. Aufl., S.215-273. Tischendorf, „Evangelia
apocrypha", 1853, S. 413-426. Thilo, „Codex
apocryphus Novi Testamenti", Bd.1, S. 801-803).
Wir wissen, dass die Statthalter des Römischen
Reichs oft Briefe über die Angelegenheiten ihrer
Provinzen an den Kaiser geschrieben haben. Dasselbe
tat auch Plinius der Jüngere,
Statthalter
von Bithynien, an Traian. Übrigens, ob es nur Zufall
ist, dass weder Pilatus noch Tiberius die Christen
verfolgt haben? Könnte das, was Pilatus gesehen und
an Tiberius geschrieben hat, eine Rolle gespielt
haben?
3. Das Zeugnis von
Thallus
Thallus, ein
unter Kaiser Tiberius freigelassener Samariter,
war ein heidnischer Historiker des
Mittleren Ostens, der im 1. Jahrhundert n.Chr.
gelebt hat.
Er hat um 52
n.Chr. die Geschichte Griechenlands und Asiens
geschrieben. In diesem Werk erwähnt er auch eine
Sonnenfinsternis. 221 n.Chr. hat ein
christlicher Schriftsteller, Sextus Julius
Africanus, geschrieben, dass «Thallus in
seinem dritten Buch die Dunkelheit (nach der
Kreuzigung Jesu) als eine Sonnenfinsternis
erklärt.». Seine Werke sind zwar nicht
erhalten geblieben, aber er wird von vielen
genannt.
- Flavius
Josephus (37-100 n.Chr.) erwähnt einen Thallus,
einen reichen Freigelassenen des Kaisers, der
Herodes Agrippa eine Million Drachmen geliehen
hat („Antiquitates Judaicae" 18.6.4). Es ist
freilich nicht sicher, ob dieser Thallus
identisch mit dem Geschichtsschreiber ist. Viele
meinen, dass in keiner Handschrift von Josephus
THALLUS stand, sondern ALLUS. Das "TH" in ALLUS
habe ein Gelehrter namens Hudson 1720
hinzugefügt mit der Erklärung: "Ich setze "Thallos"
an die Stelle von "Allus" in der Mutmaßung,
dass er derjenige ist, der sich unter den
Freigelassenen des Tiberius befand, nach den
Aufzeichnungen von Gruter." (S. 810, übersetzt
aus Hudson's Latein). Hudson hat nämlich ALLUS
durch THALLUS nicht zufällig ersetzt, sondern
nach einer Quelle, die von der Freilassung des
Thallus durch Tiberius sprach. Es scheint, als
ob das «Argument» der Gegner der Kirche wie ein
Bumerang zurückkommt!
- Der heilige
Märtyrer Justinus (100-165 n.Chr.) erwähnt, dass
Thallus zusammen mit anderen wichtigen
Schriftstellern wie Philon dem Juden und
Josephus, die weit zurückliegende Historizität
des Propheten Moses bezeugt („Λόγος Προτρεπτικός
προς Έλληνας", 9
[18]).
- Bischof
Theophilus von Antiochien (er schrieb um 180
n.Chr.) erwähnt, dass Thallus über Belos, den
König von Assyrien und über Kronos schreibt („Ad
Autolycum" 3, 29).
- Tertullian
(160-220 n.Chr.) erwähnt, dass Thallus, ebenso
wie Diodoros und andere, schreibt, dass Kronos
nichts anderes als ein Mensch war („Απολογητικός",
10[19]).
Weiter unten erwähnt er wieder Thallus zusammen
mit anderen wie Apion, und deren Kritiker
Josephus („Απολογητικός" 19).
- Julius
Africanus (er schrieb um 221 n.Chr.), Vater der
christlichen Chronographie, erwähnt, dass
Thallus über die Machtübernahme von Kyros
geschrieben hat, so wie auch Diodoros, Polybios
u.a. („Χρονικά" ΧΧΧ.2[20]).
Er erwähnt ebenfalls, dass Thallus sich mit der
Geschichte Syriens beschäftigt hat („Χρονικά"
ΧΧΧ.3).
- Minucius
Felix (3. Jh.) erwähnt, dass Thallus, ebenso wie
Diodoros und andere, schreibt, dass Kronos ein
Mensch war („Octavius" 22).
- Lactantius
(240-320), der "christliche Cicero", erwähnt,
dass Thallus schreibt, Belos, der König von
Assyrien, habe 322 Jahre vor dem Trojanischen
Krieg gelebt. („Divinae institutiones"24[21]).
Wozu die
Erwähnung dieser Einzelheiten? Um zu zeigen,
dass:
a)
Thallus Zeitgenosse Jesu Christi war, da er in
der Zeit von Justinus und Theophilus schon
bekannt war (2. Jh.) und dass also Josephus
höchstwahrscheinlich über ihn in den „Antiquitates
Judaicae" und in (laut Tertullian) anderen
Werken, die nicht erhalten sind, geschrieben
hat.
b)
er in der gleichen Gegend wie Christus gelebt
hat, da Josephus das wohl erwähnt und da sich
seine Werke mit dem Mittlereren Osten (Assyrien,
Moses usw.) beschäftigen.
c)
er ein bedeutender Historiker war, da er häufig
und zusammen mit anderen bedeutenden Historikern
wie Polybios, Diodoros dem Sizilianer, Philon
dem Juden und Flavius Josephus erwähnt wird. Er
muss also ein zuverlässiger und bekannter
Geschichtsschreiber gewesen sein.
Was nun das
erhalten gebliebene Zeugnis von Iulius Africanus
(221 n.Chr.) betrifft:
«...Auf der
ganzen Welt herrschte eine furchtbare Dunkelheit
und Steine fielen wegen des Erdbebens und viele
Orte in Judäa und in anderen Provinzen wurden
zerstört. Thallus erklärt diese
Dunkelheit im dritten Buch seiner
Geschichte mit einer Sonnenfinsternis, was
ich für unmöglich halte. Da die Juden
Ostern am 14. Tag gemäß dem Mondkalender feiern,
und die Kreuzigung unseres Retters auf den Tag
vor Ostern fällt, und eine Sonnenfinsternis nur
eintritt, wenn der Mond unter der Sonne ist...»
(„Χρονικά" XVIII, 1).
Machen wir ein
paar Bemerkungen zu dem obigen Auszug:
1)
Africanus macht die obige Angabe, um Thallus zu
widerlegen. Es wäre sinnlos anzunehmen, dass er
einen erfundenen Text geschrieben hätte, einzig
und allein um Thallus zu widerlegen.
2)
Iulius Africanus nennt uns auch eine
Literaturangabe! Er schreibt, dass sich das
Zeugnis von Thallus in seinem dritten Buch
befindet, zu einer Zeit, in der Thallus ein
bekannter Schriftsteller war und wo es leicht
gewesen wäre, die Wahrheit zu kontrollieren. Man
darf nicht vergessen, dass es nach Africanus noch
spätere Hinweise auf das Werk von Thallus gibt
(M. Felix, Lactantius). So nennt Lactantius aus
dem Thallus eine Einzelheit über Belus, die von
keinem der Früheren erwähnt worden ist.
3)
Die Aussage «diese Dunkelheit» zeigt,
dass Thallus diese BESTIMMTE Dunkelheit zu
erklären versuchte, die während des Todes
Christi geschah. Im nächsten Satz betont Iulius
Africanus noch deutlicher, wann diese
bezweifelte Dunkelheit geschah.
4. Mara Bar
Serapion Zeugnis
Mara Bar
Serapion war ein syrischer
Stoiker,
der einen Brief an seinen Sohn aus dem
Gefängnis schrieb, wo er sich befand. Diesen
Brief besitzt das Britische Museum und er
wird nach 73 n.Chr., vielleicht auch nach
135 n.Chr. datiert, jedenfalls wohl nicht
nach 165 n.Chr. NIEMAND hat bisher an der
Originalität dieses Zeugnisses gezweifelt
und deshalb versuchen die der Geschichte
unkundigen Kritiker der Historizität unseres
Herrn uns davon zu überzeugen, dass dieses
Zeugnis nicht auf Christus verweist, oder
dass es nicht authentisch ist. Im Folgenden
werden wir diese Argumente entkräften.
Das Zeugnis
lautet:
«Was können
wir noch sagen, wenn die Weisen von den
Tyrannen misshandelt werden ... so dass sie
sich nicht verteidigen können? Welchen
Vorteil hatten die Athener davon, dass sie
Sokrates zum Tode verurteilten? Hunger und
Seuche kamen über sie als Strafe für ihr
Verbrechen. Welchen Vorteil hatten die
Männer von Samos davon, dass sie Pythagoras
verbrannten? In einem Moment wurde ihr Land
von Sand zugedeckt. Was hatten die
Juden davon, dass sie ihren weisen König
umbrachten? Bald danach ging ihr
Königreich unter. Gott rächte den Tod dieser
drei Weisen: die Athener verhungerten; die
Bewohner von Samos verschlang das Meer und
die Juden wurden aus ihrem Land
vertrieben, nachdem es zerstört worden war,
und leben vollständig verstreut.
Doch Sokrates starb nicht umsonst. Er lebt
fort in den Lehren des Plato; auch
Pythagoras starb nicht umsonst, er lebt fort
in der Statue der Hera. Und auch der
weise König starb nicht umsonst; er lebt
weiter in der Lehre, die er verkündet hat».
a) Wir halten
fest, dass dieser «König» der Juden
1. ein König war
2. so weise war, dass er mit Sokrates und
Pythagoras verglichen wurde
3. umgebracht wurde
4. von den Juden umgebracht wurde
5. kurz vor der Zerstörung des Staates der
Juden umgebracht wurde (70 n.Chr.)
6. kurz vor der Zerstreuung der Juden
umgebracht wurde (70 n.Chr.).
7. durch seine Lehre lebendig war (auch noch
in der Zeit von Mara Bar Serapion)
Wer anders
hätte das denn sein können als Jesus
Christus? Viele behaupten, es beziehe auf
irgendeinen Pseudomessias, einen von denen,
die Gamaliel erwähnt: "Vor einiger Zeit
trat Theudas auf und behauptete, er sei
etwas Besonderes. Ihm schlossen sich etwa
vierhundert Männer an. Aber er wurde getötet
und sein ganzer Anhang wurde zerstreut und
aufgerieben. Nach ihm trat in den Tagen der
Volkszählung Judas der Galiläer auf; er
brachte viel Volk hinter sich und verleitete
es zum Aufruhr. Auch er kam um und alle
seine Anhänger wurden zerstreut." (Apg. 5,
36-37). Theudas und Judas erfüllen sicher
nicht das Kriterium 7, und auch nicht 2 und
4.
Manche halten
ihn für den Essener "Lehrer der
Gerechtigkeit". Doch ist die wahre Identität
dieses «Lehrers der Gerechtigkeit», der in
der Qumranschrift „An Habakuk-Pescher"
(1QpHab) erwähnt wird,
unsicher. Man glaubt, dass er der
Hohepriester Onias III. (bis 190 v.Chr.) war
oder Judas der Essener (der in der Zeit von
Johannes Hyrkanos, König von Judäa 134-104
v. Chr., lebte). Sie werden nirgends als
Könige erwähnt, ebenso wenig wie ihr Tod.
Jedenfalls sind sie nicht kurz vor 70 n.Chr.
gestorben. Und ihre Lehre hat wohl kaum bis
zur Epoche von Mara Bar Serapion überlebt.
b) Ein
weiteres Argument gegen Mara: Pythagoras (etwa
570-475 v.Chr.) und Sokrates (etwa 470-399
v.Chr.) waren nicht gerade Zeitgenossen, und
Christus befindet sich sehr weit weg von
ihnen. Die gleichzeitige Erwähnung von
Sokrates, Pythagoras und Christus ist
chronologisch nicht weniger "unpassend" wie
die gleichzeitige Erwähnung von Newton,
Einstein und Hawking!
c) Laut Mara
haben die Bewohner von Samos Pythagoras
verbrannt. In Wirklichkeit aber hat
Pythagoras etwa um 530 v. Chr. Samos
verlassen und ist nach Kroton in Süditalien
ausgewandert. Er ist in Metapont gestorben.
Die Bewohner von Samos können Pythagoras
also nicht verbrannt haben. Und weder sind
uns die Strafen, die die Athener oder die
Bewohner von Samos erlitten haben sollen,
bekannt, noch die Statue der Hera. Wenn
also, nach den Kritikern, in Maras Brief
eine falsche Einzelheit wie diese stand, wie
kann er dann als überzeugender Beweis für
die historische Glaubwürdigkeit von wem auch
immer gelten?
Freilich,
FALLS es einige "Fehler" im Brief gibt,
bedeutet das nicht, dass alles, was er
schreibt, "falsch" ist. Man darf nicht
vergessen, dass Pythagoras und Sokrates
sechs, sieben Jahrhunderte vor dem
Schriftsteller gelebt haben, und Christus
maximal ein Jahrhundert zuvor. Trotzdem ist
nicht sicher, dass Mara einen großen Fehler
gemacht hat. Pythagoras wurde von seinen
Landleuten gequält, so dass er die Insel
verlassen hat. Die Intoleranz vieler alter
Griechen gegen die Philosophen macht so
etwas sehr wahrscheinlich. Was die Statue
der Hera betrifft, so könnte sie von
Pythagoras gemacht oder von ihm in Auftrag
gegeben worden sein oder es könnte sich um
den Treffpunkt der Schüler von Pythagoras
gehandelt haben.. Und Samos wurde vielleicht
von einem Gewitter betroffen, das große
Staubmengen mit sich brachte. In Athen kann
nach Sokrates Tod eine Seuche aufgetreten
sein, die nicht erschreckende Ausmaße zu
haben brauchte.
d) Die Feinde
Christi bringen, machtlos, das Argument vor,
dass Maras Zeugnis nicht zuverlässig sei
wegen der Zeit der Niederschrift. Sie
behaupten, dass Mara alles, was er über
Christus wusste, von Christen gehört habe.
Mara war wahrscheinlich Augenzeuge Christi,
aber auch wenn nicht, spielt das keine
Rolle. Werden nur die Augenzeugen aller
Geschehnisse zuverlässige
Geschichtsschreiber? Die Tatsache, dass Mara
die Werke und die Lehren von Sokrates,
Pythagoras und Christus geschätzt hat, zeigt,
dass er hochgebildet war und Kritikfähigkeit
besaß. Man kann also nicht annehmen, dass er
so dumm war, einfach alles Gehörte zu
glauben. Und die Tatsache, dass er Christus
einen König nennt, zeigt nicht unbedingt den
Einfluss von Christen. Vergessen wir nicht,
dass Jesus Christus vom Gottesmörder Pilatus
in der Aufschrift am Kreuz als König
bezeichnet wurde.
5. Tacitus
Das Werk
von Tacitus wurde zwischen 115 und 117
n.Chr. veröffentlicht und hat die
Ereignisse während der Herrschaft der
Kaiser Tiberius, Caligulas, Claudius und
Neros zum Inhalt. Tacitus Zeugnis über
Christus ist kurz und knapp. Er spricht
über den Brand von Rom und die
Christenverfolgung, die Nero deswegen
befohlen hat. Es ist also die Rede von
einem Geschehen, das nur 30 Jahre nach
dem Tod Jesu stattfand. Bei Tacitus
heißt es: "Die öffentliche Meinung
beschuldigt Nero als Urheber des Brandes.
Um diese Gerüchte zum Schweigen zu
bringen, hat Nero auf andere Täter
hingewiesen, und er hat nach viel
Überlegung Strafen ohnegleichen über
diejenigen verhängt, die wegen
abscheulicher und geheimer Werke gehasst
und gemeinhin Christen genannt wurden.
Urheber dieses Namens war Christus, der
in der Zeit des Kaisers Tiberius und des
Prätoren Pontius Pilatus verurteilt
wurde. Am Anfang wurde dieser furchtbare
Aberglaube erstickt, dann aber
überflutete er nicht nur Judäa, sondern
auch die Stadt (Rom). Man begann also
zunächst diejenigen, die sich als
Christen bekannten, gefangen zu nehmen.
Dann wurde auf ihren Hinweis eine
riesengroße Menge Menschen verhaftet."
(Tacit. Annal. XV, 38,44).
Tacitus
informiert uns also einerseits über das
Jahr, in dem Jesus starb und bestätigt
damit die evangelische Geschichte,
andererseits bezeugt er die rasche
Verbreitung und Macht des neuen Glaubens.
6. Sueton
Sueton, Tacitus' Zeitgenosse, hat
zwischen 110 und 120 sein Werk über
die 12 Kaiser geschrieben (von
Augustus bis Domitian). Er erwähnt,
dass unter den Juden ein großer
Tumult wegen Christus herrschte und
Kaiser Claudius sie deswegen aus Rom
verbannt habe. Das ist im Jahr 54
geschehen, erst zwanzig Jahre nach
der Tragödie vom Kalvarienberg (Vita
Claud. C. XXV 4, "Judaeos impulsore
Chresto assidue tumultuantes Romae
expulsit"). An anderer Stelle
erwähnt Sueton, dass die Christen
von Nero wegen ihres schlimmen
Aberglaubens verbannt wurden ("Christiani
genus hominum superstitionis novae
et maleficae", Vita Neron. XVI 2).
Die
Tatsache, dass Sueton hier mit dem
Namen Chrestus Jesus Christus meint,
steht außer Frage. Falls es um eine
dem Schriftsteller unbekannte Person
gegangen wäre, hätte bei dem Namen
ein indefiniter Zusatz stehen müssen
(Chresto quodam, Χριστού τινός[22]).
Die Unterlassung des
Indefinitpronomens beweist, dass
Christus sowohl für Sueton als auch
für seine Zeitgenossen eine
wohlbekannte Persönlichkeit war. Da
aber der Name Christus den Heiden
damals unverständlich war, hat
Sueton den gewöhnlicheren und
naheliegenderen Namen Chrestus oder
Chrestos gebraucht.
7.
Plinius
Zweifellos sehr wichtig ist ein
Brief, den Plinius der Jüngere,
Statthalter der Provinz
Bithynien und Zeitgenosse von
Tacitus und Sueton, an Trajan
gerichtet hat (Ρlin. Epist. X,
XCVI). Hierin werden wir
informiert über den Fortschritt
und die Erweiterung des neuen
Glaubens in Bithynien, etwa 70
Jahre nach Jesu Tod. Bei seinem
Versuch konkrete Informationen
über die Christen zu sammeln,
hat Plinius konsequente
Forschungen und Untersuchungen
durchgeführt und die Ergebnisse
in einem Brief an Kaiser Trajan
vorgelegt. In diesem Brief wurde
der Kaiser darüber informiert,
dass es nichts Strafbares bei
den Angehörigen des neuen
Glaubens gab. Sie versammelten
sich einfach an einem bestimmten
Tag vor Sonnenaufgang und
preisten Christus als Gott.
Niemand könne sie jedoch eines
Verbrechens beschuldigen, oder
irgendeiner schändlichen Tat
oder Betrugs oder Vertragsbruchs
und Vernachlässigung einer
übernommenen Pflicht. Was den
römischen Staathalter
hauptsächlich dazu veranlasst
hat, die Sache zu untersuchen,
war die immense Zahl der
Anhänger dieses Aberglaubens.
"Es gibt keine Stadt, so Plinius,
kein Dorf und keinen Flecken, wo
sich diese Verunreinigung nicht
verbreitet hätte. Die Tempel
unserer Götter haben sich
entleert und schon seit langem
werden hier keine Opfer mehr
dargebracht".
8.
Schriftsteller des 2.
Jahrhunderts
Wir sollten schließlich auch
nicht die Zeugnisse der
heidnischen Schriftsteller
des 2. Jahrhunderts
vernachlässigen, in denen
Jesus kritisiert wurde.
Da wären der
Neopythagoreer
Numenios (erste
Hälfte des 2. Jhs.),
Phlegon, ein
unter Kaiser Hadrian
Freigelassener und
Zeitgenosse von Numenios,
der Eklektiker
Galenos
(zweite Hälfte des 2. Jh.),
sowie Lukian
und Celsus
zu nennen. Sie verspotten
Jesus und einige äußern sich
mit Ironie und Sarkasmus.
Keiner von ihnen aber denkt
auch nur daran, an seiner
Existenz zu zweifeln.
Lukian zum
Beispiel in seinem Werk „De
morte Peregrini"[23]
spielt auf Jesus an und
spricht über ihn als eine
sehr bekannte Person, wenn
auch seit langer Zeit
verstorben, und nennt ihn "gekreuzigter
Sophist",
"in Palästina gekreuzigter
Mensch", "großer Gesetzgeber
der Christen".
Der Philosoph
Celsus,
Eklektiker und
Platoniker, scheint
in seinem Werk „Aληθής
λόγος"[24]
(es ist nicht
erhalten, aber durch
die Widerlegung von
Origenes in seinen
Grundzügen
rekonstruierbar) die
derben jüdischen
Mythenbildungen
gegen Jesus zu
glauben und versucht
die Wunder Jesu zu
verspotten und zu
verhöhnen, zeigt
aber in keiner Weise
eine Tendenz, die
historische Existenz
Jesu leugnen (Origenes,
„Κατά Κέλσου ΙΙ, 10"[25]).
13.
Zeugnisse von
Häretikern
Zusammen mit den
Zeugnissen der
heidnischen Welt
über Jesus
erwähnt De la
Boullaye („Jesus
et l'histoire"[26],
Conference II,
Paris 1929, S.8)
auch die
Zeugnisse der
Häretiker der
ersten
Jahrhunderte.
Ihre Zeugnisse
werden zu Recht
als
außerkirchlich
charakterisiert,
auch deshalb
sollten wir sie
nicht übergehen.
Diese Menschen,
die so autonom
waren, dass sie
sich von der
Kirche
entfernten, die
so originell
waren, eine neue
Theologie zu
entwerfen und
eine ganze Reihe
von Schülern an
sich zu ziehen,
und die sich so
nahe den
Anfängen des
Christentums
befanden, dass
es ihnen möglich
war, wenigstens
die Hauptlinien
des Lebens Jesu
Christi zu
prüfen, sie
können als
Zeugen seiner
historischen
Existenz nicht
außer acht
gelassen werden.
Einige von ihnen
haben die
Wahrheit der
Menschwerdung
Christi
abgelehnt.
Basilides
predigte 120-140
n.Chr. in
Alexandrien,
dass der Leib
Christi einfach
ein Scheinleib
war und es nur
so geschienen
habe als sei
Christus ein
Mensch (dasselbe
predigten auch
Valentinus
und
Marcion).
Der Tod Jesu
Christi sowie
seine
Auferstehung
seien daher den
Menschen nur so
erschienen.
Diese Häretiker,
so Hippolytus,
lehnten die
Schilderungen
der Evangelien
nicht ab, was
den Retter
betrifft. Sie
leugneten nicht,
dass Jesus für
eine bestimmte
Zeitspanne unter
den Menschen
aufgetaucht war
und den in den
Evangelien
dargestellten
Lebensweg hatte,
sie behaupteten
aber, dies sei
den Menschen nur
so erschienen.
Valentinus
einerseits
akzeptierte um
135-160 n. Chr.
den historischen
Wert der
Evangelien,
Marcion
andererseits,
der 85 n. Chr.
geboren wurde
und 140 mit der
Kirche Roms
brach, fälschte
und reduzierte
die Bibel, gab
aber das Leiden
und die
Wiederauferstehung
Jesu sowie die
Lehre von der
Rettung und die
Erlösung durch
das Kreuz nicht
auf. Die
Zeugnisse dieser
Menschen können
also, was die
Existenz Christi
betrifft, nicht
als ungültig
beiseite
gelassen werden.
Denn was könnte
Menschen, die
die Autorität
der Kirche
verweigerten und
ihre eigene
Denkweise
konstruierten,
schließlich
daran hindern,
vollkommen die
Existenz Christi
zu leugnen, wenn
sie diese nicht
auf einem
vollkommen
unerschütterlichen
Fundament ruhend
vorgefunden
hätten?
14.
Rabbinische
Literatur
Zeugnisse
über
Christus
gibt es auch
in der
rabbinischen
Literatur
und zwar im
Talmud. Die
Zeugnisse
der
Altrabbinischen
Literatur,
die mit
Christus zu
tun haben,
finden sich
anfangs bei
Heinrich
Laible
(„Jesus
Chrestus im
Talmud",
Berlin 1891)
gesammelt,
und wurden
später in
der
ausgezeichneten
Ausgabe von
Travers
Herford
(„Christianity
in Talmud
and Midrash",
London 1903)
wieder
veröffentlicht.
Danach hat
Arnold Meyer
im „Handbuch
zu den
Apokryphen
des N.T."
(E. Hennecke,
Tübingen
1904, S.51)
in seiner
Arbeit
„Jesus im
Talmud" die
Jesus
Christus im
Talmud
betreffenden
Ereignisse
gesammelt.
Der Talmud
ist ein
umfangreiches
Sammelwerk,
dessen
Einzelteile
nacheinander
ab der
Epoche, in
welcher der
Herr auf
Erden lebte
bis zum Ende
des 5.
Jahrhunderts
auf
Aramäisch
geschrieben
wurden. Er
besteht aus
zwei Teilen:
aus der
Mischna
(hebräisch:
משנה = Lehre
durch die)
Wiederholung
(der Gesetze
von Moses),
die 220
vollendet
wurde, und
der
Gemara
(aramäisch:
גמרא = Lehre,
Wissenschaft),
eine Art
Kommentar
zur Mischna.
Im Talmud
sind
wunderbare
Heilungen
erwähnt, die
von einem
Christen
Jakob im
Namen
Christi
bewirkt
wurden, und
den der
Rabbiner
Elieser in
Sepphoris in
Galiläa
getroffen
hat. Es wird
uns auch von
einem
Ereignis
über den
Neffen eines
Rabbiners
berichtet,
den eine
Schlange
gebissen
hatte und
dem ein
Christ den
Rat gab, den
Namen
Christi
anzurufen,
damit er
geheilt
würde.
Ebenfalls
lesen wir
von einem
Richter,
offensichtlich
einem
Christen,
der Beamten
der Römer
war, der dem
Rabbiner
Gamaliel
II., als er
sich um den
väterlichen
Erbteil
seiner
Schwester
Sorgen
machte, ein
Zitat von
Matthäus
andeutete,
wo Christus
sagt: "ουκ
ήλθε
καταλύσαι
τόν νόμον,
αλλά
πληρώσαι[27]»
(Mt. 5,17;
Greg.
Papamichail,
„Ο
Ιησούς ως
ιστορικόν
πρόσωπον"[28],
2. Aufl.,
Athen 1923,
S. 153-154).
Diese
Erwähnungen
im Talmud
sind von
recht großer
Bedeutung,
denn sie
alle stammen
vom Ende des
ersten und
dem Anfang
des zweiten
Jahrhunderts.
Der Rabbiner
Elieser der
ersten
Erwähnung
ist der
Schwager des
Rabbiners
Gamaliel II.
der dritten
Erwähnung
und also
auch sein
Zeitgenosse.
Gamaliel II.
ist der
Enkel von
Gamaliels
I., der 70
n. Chr.
verurteilt
wurde, weil
er an der
Revolution
teilgenommen
hatte. Diese
Textstellen
stammen
nämlich aus
der Zeit
zwischen 90
und 110 n.
Chr. Die
zweite
Erwähnung
fällt etwa
ins Jahr 130
n.Chr. Die
Rabbiner
also, die am
Ende des
ersten
Jahrhunderts
bekannt
waren,
kannten die
Person Jesus
Christus und
manche von
ihnen
schätzten
ihn.
Es gibt aber
auch die
gegen Jesus
Christus
feindlich
gesonnene
jüdische
Tradition
(s.
Hettinger, „Apologie
des
Christentums",
S. 413-415),
die später
aufkam, und
in der durch
verleumderische
Andeutungen
und
Wertungen
versucht
wurde, Jesus
Christus zu
beschimpfen
und
verächtlich
zu machen.
Laut dieser
Überlieferung
wurde Jesus
Christus
nicht in
legaler Ehe
geboren,
sondern aus
Prostitution,
wie die
Älteren des
jüdischen
Volkes in „Acta
Pilati"
erzählen (s.
Justinus
Apolog. I.,
XXXV und
Thilo, Codex
apocryph.
Nov. Testam.,
Band Ι, S.
526). In
Gemara (Gemara
Sanhedrin)
und in
Sohabbath
von
Babylonien wird
auch der
Name des
Vaters von
Jesus
erwähnt, der
irgendein
Soldat
namens
Panthiras
gewesen sein
sollte.
Dieser Name
könnte aus
einer
Entstellung
des
griechischen
Wortes
Parthenos (=jungfräulich,
unberührt)
stammen. Im
Talmud ist
auch der
Name der
Mutter Jesu
genannt. Mal
wird sie
Stada
genannt, mal
Miriam und
sie soll
Friseurin
von Beruf
gewesen sein.
Hier liegt
höchstwahrscheinlich
die
Verwechslung
vor zwischen
den Personen
Maria, der
Mutter Jesu,
und Maria
Magdalene
sowie das
Missverständnis
des Wortes
Magdalaah (=
Magdalene,
die aus
Magdala
stammt) als
Synonym für
das Wort
Megadelah (=
Friseurin;
s. Herford
in P. L.
Couchoud,
„Le mystere
de Jesus",
Paris 1924).
Gemara
erwähnt das
Gespräch des
zwölfjährigen
Jesu im
Heiligtum,
verdreht es
aber, indem
es als
unehrerbietiges
Verhalten
gegenüber
den Älteren
dargestellt
wird (Massechethgalla
Schoettgen,
Horae
Hebraicae,
II, 696).
Jesus soll,
nach dem
Talmud, von
seinem
Lehrer dem
Rabbiner
Josua in
Ägypten die
Magie
gelernt
haben und so
ein Zauberer
geworden
sein, ein
Verderber
und Gaukler
der
Israeliten (Gemara
Sanhedrin
Fol. 107).
Durch Magie
und
Zaubereien
habe Jesus
das Volk
korrumpiert
und so getan,
als ob die
Wunder aus
seiner
eigenen
Macht kämen.
(Tract.
Schabbat.
Fol. 104).
Das habe dahin
geführt,
dass er
einen Tag
vor Ostern
verurteilt
worden sei,
weil er das
israelitische
Volk zu
einem
fremden
Glauben
verführt
habe. Und
weil sein
Benehmen
unentschuldbar
gewesen sei,
sei Jesus
mit 33
Jahren nach
dem
Urteilsspruch
von Pontius
Pilatus am
Tag vor
Ostern
gekreuzigt
worden
(Sanhedrin
Fol. 43; s.
weitere
Einzelheiten
bei. R. T.
Herford,
„Christianity
in Talmud
and Midrash",
1904 und
ders.:
„Christ in
Jewish
literature"
in: Hastings
Dictionary
of Christ
and the
Gospels II,
876-878; W.
Bauer, „Das
Leben Jesu
im Zeitalter
der
neutestamentlichen
Apokryphen",
S. 452-486).
So bezeugt
die im
Talmud
erhaltene
jüdische
Tradition
einerseits
Jesus
Christus als
historische
Existenz,
weist
andererseits
auf seine
Geburt von
einer nicht
verheirateten
Frau sowie
auf sein
wundertätiges
Handeln hin.
Die jüdische
Tradition
bestreitet
Christi
Wunder nicht,
schreibt sie
aber der
Einwirkung
dämonischer
Mächte zu
und
wiederholt
hierin das,
was die
Führer des
Volkes, die
Pharisäer,
zu Jesu
Zeiten
behauptet
hatten,
nämlich dass
«εν τώ
άρχοντι τών
δαιμονίων
εκβάλλει τά
δαιμόνια»[29].
(Mt. 9,34).
Die sich
gegen den
Herrn
richtende
jüdische
Mythenbildung,
die mit den
Schreibern
und
Pharisäern
zu Jesu
Lebzeiten
begonnen
hat, wurde
nach seinem
Kreuzestod
durch neue
Daten
vergrößert.
Deswegen
klagt Justin
Mitte des 2.
Jahrhunderts
die Führer
der Juden
an, sich
bemüht zu
haben,
Gotteslästerungen
gegen Jesus
in aller
Welt zu
verbreiten
(„Διάλογος
προς Τρύφωνα",
8,117[30]).
Die ersten
Daten dieser
Mythenbildung,
die, wie
gesagt, zum
ersten Mal
im Talmud
vorkommen,
erschienen
schließlich
mit ihren
Ergänzungen
in dem Werk
„Toledoth
Jeschu"[31],
das Agobard
von Lyon
(830 n. Chr.)
schon im 9.
Jahrhundert
in
Grundzügen
bekannt war
und das noch
bis kurz
nach dem Ende
des
Mittelalters
Unruhe
gestiftet
hat. Anfang
des 20.
Jahrhunderts
hat der
Deutschjude
Samuel
Krauss
dieses Werk
unter dem
Titel: „Das
Leben Jesu
nach
jüdischen
Quellen"
(1902)
wieder
veröffentlicht
Die
Verleumdungen
und durchweg
lächerlichen
Lügengebilde
dieser
billigen
Schmähschrift
werden von
Meyer als
"Explosion
von
primitivem
Fanatismus,
boshaftem
Sarkasmus
und plumpen
Erfindungen"
gebrandmarkt.
Eine
Widerlegung
der
Mythenbildung
über Jesus
im Talmud,
die auch dem
obigen Werk
einverleibt
ist, hat
Professor H.
Laible in
seinem Werk
„Jesus
Christus im
Thalmud"
(1891, 2.
Auflage
1900)
veröffentlicht.
Tatsache ist,
dass ALLE,
noch die
Gegner
Christi, in
den ersten
Jahrhunderten
nach
Christus
seine
Existenz
niemals
geleugnet
haben. Die
Leugnung ist
ein modernes
Phänomen von
Menschen,
die Christus
aus
ideologischen
Gründen
ablehnen,
und, da sie
seine Lehre
nicht
angreifen
können,
seine
Existenz
anzufechten
versuchen.
Aus den oben
vorgestellten
Daten ergibt
sich
deutlich,
wie
unhaltbar
die Vorwürfe
sind, dass
Jesus
Christus
angeblich
nicht
existiert
habe, weil
er von
nicht-christlichen
Quellen
nicht
bezeugt
werde. Es
wird
bewiesen,
dass es
nicht nur
Zeugnisse
gibt,
sondern auch,
wie seine
voreingenommenen
Gegner sich
intensiv
darum
bemühen,
diese
Zeugnisse zu
verleumden
und zu
verdrehen.
Auf diese
Weise dienen
sie ihrem
vorgefassten
Entschluss,
Christus mit
allen
Mitteln zu
leugnen, aber
nicht der
Wahrheit.
[1]
„Jesus und
die
Geschichte"
[2]
„Jüdische
Altertümer".
[3]
„Gegen
Celsus"
[4]
„Kirchengeschichte"
[5]
„Das
Schweigen
des
Josephus"
[6]
„Jesus als
geschichtliche
Person"
[7]
„Jesu Leben"
[8]
„Buch des
Titels"
[9]
„jüdische
Altertümer"
[10]
„Kirchengeschichte"
[11]
„Kirchengeschichte"
[12]
„Jesus
Christus,
Griechentum-Christentum"
[13]
„Geschichte
des
jüdischen
Krieges"
[14]
«Seitdem ist
die
Generation
dieser
Christen
Genannten
weiter
gewachsen»
[15]
„Apologetische
Studien".
[16]
„Panarion"
(auch
bekannt als
„Adversus
Haereses")
[17]
„Pilatus
Brief an
König
Claudius"
[18]
„
ermunternde
Schrift für
die Griechen
"
[19]
„Apologetische
Schrift"
[20]
„Chroniken"
[21]
„Göttliche
Unterweisungen
in Kurzform"
[22]
ein gewisser
Christus
[23]
„über das
Lebensende
des
Peregrinus"
[24]
„Wahre Lehre"
[25]
„Gegen
Celsus"
[26]
„Jesus und
die
Geschichte"
[27]
«ich bin
nicht
gekommen, um
das Gesetz
aufzuheben,
sondern um
es zu
erfüllen»
[28]
„Jesus als
geschichtliche
Person"
[29]
"Mit Hilfe
des
Anführers
der Dämonen
treibt er
die Dämonen
aus."
[30]
„Dialog mit
Tryphon"
[31]
„Genealogie
Jesu
Forschungstext: Raphael
Übersetzung: Dimitra Ntasiou Deutschlehrerin
in der Sekundarstufe.
Sprachlich durchgesehen von: Marion Alipranti-Conrad,
Universität Athen
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